Sonntag, 5. April 2015

Die Raumfahrt hat uns alle wieder zu Kindern gemacht.

Hallihallo,


Seit wir Menschen mit dem aufrechten Gang unseren Horizont erweitert haben, streben wir entfernte, fantastische Welten an. Wie Vögel möchten wir fliegen und noch höher und schneller. Besonders die unbekannten Weiten des Nachthimmels üben eine magische Anziehungskraft auf uns aus, die noch stärker ist, als die, mit der uns die Erde halten will. Mit der Mondlandung 1969 erreichten wir unser erstes Ziel und schöpften Mut und Kraft für das was da im All noch auf uns wartet. Mittlerweile wird schon die erste Besatzung für eine Marsexpedition zusammengetrommelt, die ihr Leben auf Mutter Erde hinter sich lässt, um mutig zu dem Planeten zu fliegen, wo ja angeblich die Männer herkommen sollen. Was uns dort erwarten wird, liegt zwar in den Sternen, im Jahre 1950 skizzierte der Godfather der Kurzgeschichten Ray Bradbury jedoch schon einmal vorfristig einen möglichen Werdegang der Erdlinge auf dem Mars.

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Ray Douglas Bradbury wurde am 22. August im komisch klingenden Örtchen Waukegan in den USA als Sohn des Amerikaners Leonard Spaulding Bradbury und der Schwedin Ester Moberg Bradbury geboren. Seine Kindheit verbrachte er in der typischen Idylle einer amerikanischen Kleinstadt, die auch in vielen seiner Kurzgeschichten erwähnt und ausgeschmückt wird. Schon früh las er am liebsten Geschichten aus der Science Fiction und Fantasy - Abteilung und wurde großer Fan des französischen Schriftstellers Jules Vernes. 
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Seine Liebe zu diesem Genre war so groß, dass er als er einmal überstürzt seine gesamte Sammlung an Comics und Science Fiction-Büchern wegwarf, weil ein Freund sich darüber lustig gemacht hatte, er sich am nächsten Tag fühlte, als wäre sein Herz gebrochen, weil er so einen schrecklichen Verrat an seinen besten Freunden begangen hatte, sodass er seine Sammlung sofort reanimierte.
1934 zog die Familie dann nach Los Angeles um und so festigte Sohn Ray endgültig seinen Berufswunsch. Schon mit 12 Jahren wusste er, dass er unbedingt Autor werden wollten, um so seine fiktiven Helden unsterblich zu machen. Als Teenager war er Teil der Theatergruppe seiner High School und befreundete sich so auch mit späteren Hollywoodgrößen. Eigentlich wollte Ray dann nach seinem Schulabschluss 1938 studieren gehen, aber da das Geld in der Zeit der großen Depression rar beziehungsweise nicht vorhanden war, ging er stattdessen in die Bibliothek. Später wird er sagen, dass Bibliotheken ihn großgezogen hätten, da er sie zehn Jahre lang drei Tage in der Woche besucht hätte und dort bis spät in die Nacht gesessen und gelesen hätte.
1947 heiratete er dann Maguerite, mit der er vier bezaubernde Töchter in den folgenden Jahren bekam, denen er als liebender Vater am allerliebsten als Gutenachtgeschichte den Horrorklassiker > Der Hund von Baskerville< von Sir Arthur Conan Doyle vorlas.
Bis 1950 veröffentlichte er immer wieder Kurzgeschichten, der große Wurf gelang ihm aber erst mit dem in Erzählungen eingeteilten Roman > Die Mars-Chroniken<.
Bis zu seinem Tod am 5. Juni 2012 schrieb und veröffentlichte Ray Bradbury 13 Bücher und tausenden von Kurzgeschichten. Für sein überragendes Lebenswerk erhielt der Mann, der auch mit Gene Roddenberry ( dem Erfinder der fantasischen Serie > Star Trek<) befreundet war erhielt er unzählige Preise und einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame und 2007 auch verdienterweise den Pulitzerpreis.

Kostenpunkt: 10,90€

> Die Mars-Chroniken< starten an einem Tag im Januar im Jahre 2030. In einer Kleinstadt schmilzt plötzlich der Schnee und am Himmel steigen rosa Wölkchen hervor. Für einen Moment wird es in der Stadt Sommer. Raketensommer. Einen Monat später träumt die Marsianerin Ylla von einem großen Mann der mit einer Rakete kommt und sie küsst. Sie weiß noch nicht, dass in ein paar Monaten schon ihre Jahrhunderte alte Rasse fast vollständig ausgestorben sein wird – wenn die erste Rakete von der Erde auf dem Mars landet. Es müssen aber erst noch vier weitere von ihnen folgen, bis der Mensch den Planeten erobert hat, da die vorherigen Besatzungen allesamt auf unterschiedliche wie tragische Weise ums Leben kommen. Dann aber kommen die Menschen doch.
Sie kommen um sich fern von der heimatlichen Erde ein neues Leben aufzubauen, da ihres unten auf dem blauen Planeten von zunehmenden Krisen und Säbelrasseln heimgesucht wird. Sie kommen zu Tausenden und verformen und entstellen den Mars so wie es ihnen beliebt bis auf dem Heimatplaneten plötzlich der Krieg ausbricht und jedes Fleckchen Erde in Feuer und Rauch untergeht. Hieß es damals noch „ Es gibt Arbeit für dich am Himmel – Komm auf den Mars!“ so hallen nun durch alle Gassen und Köpfe zwei Wörter – „ kommt heim!“. Bis auf ein paar hartgesottene oder hoffnungslose Individuen verschwinden alle Erdlinge und lassen dabei einen zerstörten, toten Planeten zurück. Im Oktober 2057 bricht dann die Chronologie endgültig ab.
> Die Mars-Chroniken< halten facettenreich den Aufstieg und Zerfall eines Menschheitstraum fest und fassen so den Werdegang des Menschen auf. Sind die so schweren Anfänge noch zukunftsweisend und revolutionär, so wird bald klar, dass der Mensch immer Mensch bleibt, egal wo er ist. Die vielen Einzelgeschichten sind zwar miteinander verstrickt, stehen aber allesamt für sich selbst ein und erzählen von Individuen und grundlegenden Fragen der Menschheit. So gibt es einen Pfarrer, der sich in der Pflicht sieht, die sündigen Ureinwohner des Planeten zu konvertieren und muss schließlich doch erkennen, dass diese sich schon vor Jahrhunderten von ihrer leblosen Hülle gelöst haben um als blaue Lichtkugeln frei von Sünde zu leben. Ein anderer Marsianer, der die Form einer verstorbenen, geliebten Person annehmen kann, wird solange von allen möglichen Menschen in Anspruch genommen, bis er erschöpft zusammenbricht und stirbt.
So viele Geschichten erzählen vom Alltag, dem Fortschritt und dem parallel verlaufenden Verfall ohne dabei zu werten. Der Leser muss selbst seine Erkenntnis erlangen, wenn er von einem völlig automatisiertem Haus liest, das trotz Verlust seiner menschlichen Besitzer einfach den normalen Tagesablauf weiter Punkt für Punkt abarbeitet, dass es fast schon tragisch ist, wenn der Herd die abgezählte Menge Frühstück auf den Küchentisch zaubert, die dann erkaltet weggeworfen werden muss.
So viele Themen, Ängste und Hoffnungen an die Zukunft werden behandelt ohne wirklich besprochen zu werden. Es gibt eine Anekdote, die besagt, dass Ray Bradbury den gesamten Roman in einer Nacht von voll beschriebenen Servietten mit der Schreibmaschine abgeschrieben und vervollständigt hätte. Ob das war ist, weiß wohl nur er selbst, aber wahr ist, dass ihm mit dem Roman > Die Mars-Chroniken< ein Meisterwerk gelungen ist, dass zu den Klassikern des Sciene-Fiction gilt, obwohl er es selbst nie in dieses Genre pressen wollte. Im Vorwort bezeichnet er seine Kurzgeschichten selbst als Mythen, die eben auf für den Mars umgewandelt wurden, lokal und zeitlich jedoch eigentlich unbestimmt und daher unsterblich sind. Sein Kindheitsziel, Helden zu schaffen, die dem Tod entrinnen können indem sie auf Papier festgehalten werden, hat er also erreicht.

liebst

Elli

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