Freitag, 29. April 2016

Kur in Kassel: Wie Phönix aus der Asche?

Hallihallo,

Der letzte Tag unserer Kur war wenig spektakulär. Nach dem Frühstück hatte ich noch eine Moorpackung und danach gings auch eigentlich schon auf den Bahnsteig zurück nach Hause. Deswegen möchte ich diesen Post nutzen um eine kleine Einschätzung zu meinem Aufenthalt abzugeben.

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Am besten fange ich mit ein klitzekleines Bisschen „ Kritik“ an. Mal wieder wiederhole ich mich und sage, dass ich mich für die Art Mensch halte, die unbedingt in eine Rehaklinik gehört, da ich mit den meisten der Therapien nichts anfangen kann. Jedoch ist mir aufgefallen, dass sehr viele Menschen sich als zu dieser Art zählen und das Thema deswegen derart wichtig nehmen und einen schon einen Todesblick zuwerfen, nur weil man nicht weiß wo man sein Handtuch hin tun sollf, dass man am liebsten auf seine in laktosefreier Butter geschwenkten Zuckerschoten brechen möchte. 
Ich sah meinen Aufenthalt ja aus einem eher humorvollen Blickwinkel aber alle Anderen, Patienten wie Klinikpersonal, reagierten auf mein Lächeln mit einer derartigen Arroganz, dass ich so eine Woche ( oder eher mehrere, da ein normaler Rehaaufenthalt ja eigentlich länger als eine Woche dauert) ausgehend von der Zwischenmenschlichkeit nie nie nie wieder machen würde. Vielleicht hatte ich aber nur Pech mit der Woche. Hinzu kommen einige fast schon ans Absurde grenzende Therapien.
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Ansonsten war die Woche echt in Ordnung. Zwar konnte ich weder ein grundlegende äußerliche oder geistige Veränderung an mir feststellen, aber ich konnte viele neue Eindrücke sammeln, wofür ich sehr dankbar bin.
Wer mehr der Typ für so was ist, dem wird das ständige Betütteltwerden sicherlich gut gefallen. Mir reicht mein Wald oder ein gutes Buch, aber glücklicherweise sind wir Menschen ja verschieden. Jeder sollte sich etwas suchen, bei dem er oder sie so richtig entspannen und Energie tanken kann. Also ab ins Moor und bewusstem Sauerstoff atmen!

liebst
Ellie♥

Donnerstag, 28. April 2016

Kur in Kassel: Die beste Therapie

Hallihallo,


Schon früher habe ich erwähnt, dass ich mich als den typischen Patienten einer Rehaklinik betrachte und deswegen auch einen anderen Blick auf die dort angebotenen Therapien und überhaupt auf alles habe. Heute war aber der Tag für mich gekommen, an dem ich einfach raus musste, um einen Lagerkoller zu entgehen.


Nach vier Tagen Therapie entsprach meine Stimmung wohl am ehesten der der Dame in der Mitte des oberen Bildes. Während andere ihre Aufenthalt und das damit verbundene Nichtstun offenbar in vollsten Zügen genossen, kämpfte ich mit einer tödlichen Langeweile, schließlich kann ich unmöglich 24/7 Wassertreten gehen. So entschloss ich mich kurzerhand, aus dem Klinikalltag auszubrechen und die Umgebung zu erkunden. Einen Katzensprung von der Klinik entfernt liegt nämlich der wunderschöne Bergpark Wilhelmshöhe. Nun folgen Bilder von meinem Spaziergang durch dieses bezaubernde Fleckchen Natur und manchmal ein kleines Kommentar, da ich eigentlich gar nicht so viel dazu sagen möchte. Ich hoffe einfach, ihr könnt die Bilder so genießen, wie ich meinen Ausbruch genossen habe.


So märchenhaft. Man erwartet, dass aus der winzigen Höhle gleich ein Hobbit herausspaziert und zu einem Abenteuer aufbricht. :'D





Ach wie ich mir wünschte, dass diese Treppe in ein Elfenreich führen würde....

Ein Vorfahr der Grumpy Cat?

Das Schloss Wilhelmshöhe mit integriertem Museum

Blick vom Schloss hinauf zum Herkules


Understatement at it's best? :'D

Das große Gewächshaus...leider für Besucher unzugänglich. Möchte zu gerne wissen, wie herrlich es wohl dort drinnen duftet und blüht.


Ich liebe dieses Bild. Es zeigt den Jussowtempel am Fontänenteich. Im Hintergrund das Aquädukt, dass extra erbaut und dann zu Dekorationszwecken gesprengt wurde. Ja gesprengt...manch einem reicht halt der obligatorische Gartenzwerg als Gartendeko nicht.

Ach Mittag gab's ja auch. " Frischer Gemüseauflauf mit feiner Möhrensauce, dazu Petersilienkartoffeln". Optisch wie geschmacklich eher fade

liebst
Ellie♥

Mittwoch, 27. April 2016

Kur in Kassel: Folter und ein Fellfreund

Hallihallo,

Da der Vortag nicht das gewünschte Ziel, aus meinen zwei plumpen Menschenbeinen eine smaragdgrün schimmernde Flosse werden zu lassen, nicht erreichen konnte gab ich mich damit zufrieden auch nach der Woche nicht zur Meerjungfrau mutieren würde und beschloss den Rest der Zeit trotzdem zu genießen. Mein Therapieplan sah das irgendwie anders...

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Bereits zu Anfang habe ich ja angemerkt, dass es in meinem Reisebericht nicht darum geht, irgendwen zu verunglimpfen, ich es aber auch nicht vermeiden kann, einige der Therapien ein wenig anders zu sehen als diejenigen, die sich eben diese ausgedacht haben. Für mich grenzte bei genauerem Hinsehen und Hineinfühlen einiges auf meinem Plan eher an Foltermethoden als an Therapieformen. Vielleicht habe ich auch einfach einen stark verschobenen Blick auf Duschköpfe.

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Nach dem Frühstück gings für mich zum sogenannten Schielefußbad. Nun fragt man sich der geliebte Leser, um was es sich genau dabei handelt und ob ich dabei so naiv verführerisch aussah wie die junge Dame im Bild über diesem Text. Die zweite Frage kann ich mit einem Wort beantworten: Nö.
Ich kenne auch niemanden, der so richtig anziehend aussieht, wenn er bis zu den Knöcheln in lauwarmen Wasser sitzt, in das die Therapeutin zuvor noch irgendwelche schwarze Flöckchen ( die recht verdächtig nach Muttererde aus dem nahe gelegenen Obi aussehen) rein geschmissen hat und dabei eine ziemlich schräge, schlecht sitzende Atemmaske trägt. Auf die Frage, was man da nu genau einatmet während man eine geschlagene halbe Stunde steif auf seinem Stuhl sitzen muss, folgt ein ätherisch gehauchtes „.... Sauerstoff“.
WOW!!!!1! Sauerstoff? For real? Krasse Scheiße!!!!1! o.O


Nun gut. So viel dazu. Irgendwo wird es irgendwem schon irgendwie helfen. Nach meinem kurierenden, sterbenslangweiligen Schielefußbad ging's auch schon zum Mittagsessen. Auf den Teller kamen „Pellkartoffeln in der Schale mit Kräuterquark dazu frische Rote Bete süß-sauer und zarte Zuckerschoten in lactosefreier Butter“. Hatte ich erwähnt, dass ich die Namen der Gerichte wirklich hinreißend finde?

Nachmittags stand nun eine Therapieform auf meinem Plan, die für mich wohl die skurrilste von allen war. Die Dauerdusche.
Natürlich ist mir bewusst, wie komisch ich mich anhöre und vielleicht übertreibe ich auch maßlos, aber als ich meine Duschkabine betrat, war mir für einen kurzen Moment sehr unwohl. Ein kalter, gefliester Raum in dem nur eine Pritsche steht über der ein Duschkopf hängt. Also wenn einen das nicht an eine Folterkammer erinnert dann weiß ich auch nicht.
Angewendet wurde die Dauerdusche wie folgt. Man stellt zunächst das Wasser an und passt die Wassertemperatur seinen Vorstellungen an. Danach darf man sich schon auf seine Folterbank legen und mit der am Kopfende angebrachten Schnur den Duschkopf langsam bis auf Brusthöhe ziehen. Hat irgendwie was von DIY-Waterboarding, jedenfalls hatte es nicht die entspannende Wirkung auf mich, die die Dauerdusche wohl haben soll.

 Der Gruselfaktor, der die Dauerdusche für mich inne hatte, wurde abends glücklicherweise von einem vielen größeren Spaßfaktor übertroffen. Schon seit unserer Ankunft fieberte ich auf diesen Abend hin, da ich nun neues Plüschleben schaffen durfte.
Da die meisten der Patienten viele Woche in der Klinik verbringen, bietet es sich an, eine kleine Boutique, eine kleine Buchhandlung, ein Friseur etc. im Haus zu haben. Und eben die schnuckelige Klinikboutique bietet auch einen Kurs an in dem man sich seinen eigenen Teddy kreieren konnte. Anfangen mit einer leeren Fellhülle wurde das Kerlchen mit Watte gestopft und anschließend per Nadel, Faden und viel Liebe in ein richtig ordentliches Bärchen verwandelt. 


Ich hatte vermutet, dass ich kläglich scheitern würde, aber ich bin mit dem Endergebnis mehr als zufrieden. Ich empfinde eine gewisse Mutterliebe für meinen kleinen Fellfreund. Leider weiß ich noch nicht, wie der feine Herr heißen soll. Hat jemand einen Vorschlag, um ihn aus der Leere der Anonymität zu retten?

liebst
Ellie♥

Dienstag, 26. April 2016

Kur in Kassel: Leben im Wasser



 Hallihallo,

Eines der Hauptziele meines Rehaaufenthalts schien wohl auch zu sein, dass ich mich in eine Meerjungfrau verwandele, einem Ziel, dem ich nicht abgeneigt war. Leider sind meine Beine nicht zu einer Flosse verschmolzen, obwohl mein Rehaplan verdächtig eifrig heute daraufhin arbeitete.

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Nach dem Frühstück stand ein Bewegungsbad auf dem Plan. Ich wusste zunächst nicht richtig, was ich mir darunter vorstellen sollte. Als die Therapeutin aber aus irgendeinem Raum Poolnudeln hervorzauberte, fielen mir die Schuppen von den Augen. Ich und ein halbes Dutzend anderer, deutlich älterer Teilnehmer, hopsten durchs schulterhohe, lauwarme Salzwasser und vollführten dabei allerhand Kunststücke, wie: die Poolnudel über dem Kopf tragen, die Poolnudel wie ein Ruder benutzen oder auch sich auf die Poolnudel stellen und hüpfen. Wahnsinn, zu was diese Dinger alles taugen. Die Möglichkeiten sind unendlich!
Erstaunlicherweise machte mir das Bewegungsbad ziemlich viel Spaß und war auch recht anstrengend. Dementsprechend hatte ich auch ziemlichen Hunger und freute mich, als die Uhr 1200 zeigte.



Aufgetafelt wurde „gebackenes Rotbarschfilet mit Süßkartoffeln in Thymianmarinade aus dem Ofen an milder Dillsauce dazu Basmatireis und ein Zitronenachtel.“
Zum einen kann ich Süßkartoffeln überhaupt nicht leiden und dieses Gericht konnte daran nichts ändern, zum Anderen finde ich das Wort Zitronenachtel echt super. Unnötig präzise...


Nach dem Mittagessen sollte ich noch ein medizinisches Bad nehmen. Mir wurde versprochen, dass es sehr entspannend sein sollte und so war ich gespannt wie ein Flitzbogen. Es stellte sich heraus, dass ich für 20 min in einer übermäßig tiefen Wanne mit lauwarmen Wasser liegen durfte. Das Wasser wurde noch mit einer Essenz meiner Wahl ( es gab irgendwie nur Lavendel...) versetzt und dann durfte ich auch schon planschen.
Als wirklich entspannend sollte dieses Bad für mich nicht werden. Einerseits weil in der Kabine neben mir eine Omi lag, die eine geschlagene Viertelstunde ein beständiges, keuchendes Husten von sich gab, andererseits hing ausgerechnet  neben meiner Wanne ein recht verstörendes Bild hing.



Mal ehrlich, wie soll man sich entspannen, wenn man dieses Bild gesehen und analysiert hat? Wie soll das gehen? Ich jedenfalls lag mit starrem Blick auf diese komische Fütterungsszenerie und tausend Fragen rauschten durch meinen Kopf. Wer malt so was? Und wieso? Wer findet, dass dieses Bild in eine Rehaklinik gehört?...
So viele Fragen und keine Antwort.
Ich weiß nur, dass auch dieses medizinische Bad mich nicht in eine Meerjungfrau verwandelt habe... :'(
 
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liebst
Ellie♥

Montag, 25. April 2016

Zur Kur in Kassel: Vom Mensch zum wassertretenden Moorhuhn

Hallihallo,

Ich weiß ja nicht, welche Altersklasse ihr mit Rehakliniken verbindet, aber ich für meinen Teil dachte lange, genauer gesagt bis zu diesem Tage, dass diese Kliniken hauptsächlich von Omis aufgesucht werden. Erstaunlicher – oder erschreckenderweise ist dem nicht so. Alle Altersgruppen sind vertreten, was mich sehr überrascht hat. Mein Wunschbild von dutzenden Omis, die gemeinsam stricken, schnattern und dabei Fußbäder nehmen oder in Bademänteln durch die Lobby watscheln wurde also leider nicht befriedigt, aber gut.



Wenn man will, dass was richtig läuft, muss mans wohl selber machen, weshalb ich für mich beschlossen habe, während dieser Woche in die Rolle einer Omi zu schlüpfen, die ihre restlichen Tage zwischen Wassertretbecken und Bewegungsbädern genießt, einfach weil sies kann.


Und so ging es am Montag, nach dem Aufstehen aus meinem Omibett 
( ich nenne es einfach mal so, da über meinem Kopf ein riesiger Kasten hing, in dem ein Radio und ein roter Notfallknopf integriert war, damit eine Omi alles parat falls sie mal Musik hören will oder einen Herzanfall bekommt) 
schon mit einer Moorpackung los. 
Ich hab sowas zuvor noch nie gemacht und war dementsprechend gespannt. Als ich dann auf der Liege, eingewickelt in ein Laken lag und meine Rückenpartie samt Nacken von klitschig-warmen Moorpäckchen gewärmt wurde, kam ich mir wie eine dicke Raupe kurz vor der Verwandlung in einen Schmetterling vor – nur das ich danach keine Flügel hatte, dafür aber mein Rücken ein wenig sumpfig und vermodert gerochen hat.


Nächster Punkt auf meinem Therapieplan war Wassertreten, was ich davor so auch noch nicht gemacht habe. Zuvor war Wassertreten für mich immer nur das vorsichtige Tippeln an der Wasserkante eines Sees, wenn es im Sommer verdammt heiß ist, das Wasser aber noch klirrend kalt und man sich zwischen dem Hitze-oder Kältetod zu entscheiden hat. Oh ich hatte keine Ahnung, wie ausgeklügelt und edel zugleich das storchengleiche Treten in knietiefem Wasser sein kann.


Wie man auf dem Bild sieht, gibt es zwei Becken. Das linke ist mit warmen, das rechte mit kaltem Wasser gefüllt. Zunächst dreht man drei Runden im linken Becken, danach eine im kalten. Das ganze wird dann zwei Mal wiederholt. Hört sich einfach an, ist es auch und macht irgendwie auch Spaß. Besonders wenn man wirklich so tut, als wäre man ein Storch und das Bein so hoch anzieht wie man kann und dabei den Kopf im Rhythmus vor und zurück bewegt. Die ganze Prozedur nämlich ernst zu nehmen, ist ( für mich jedenfalls) unmöglich.


Nach meinem belebenden Aufenthalt im antik angehauchtem Wasserbecken gab es auch schon Mittagessen. Normalerweise mache ich das nicht und finde es auch bei anderen eher fragwürdig, aber diese Woche habe ich eine Ausnahme gemacht und …..mein Essen fotografiert. 
Ich habe es nur für euch, meine lieben Leser gemacht, damit ihr einen Einblick bekommt, was für Essen man in einer Rehaklinik bekommt, also freut euch gefälligst und lobpreiset mich! :'D
Tags zuvor habe ich mich für den Essensplan der >leichten Vollkost < entschieden, was sich mega gesund aber auch mega langweilig anhört. Beides war in gewisser Weise der Fall, wenn man eine Prise Salz an seinem Essen gewöhnt ist. Genießbar war es trotzdem, sodass ich mich am Montag an "Spaghetti mit „ Bolognesesoße“ ( keine Ahnung wieso da jemand Gänsefüßchen ran gemacht hat. In Sachen Nahrung sind Gänsefüßchen ja nicht immer ein ausgesprochen gutes Zeichen o.O' ) vom Rind mit frischer Zucchini mit Pesto"  erfreuen konnte. Parmesan war optional und wurde von mir auch ausgiebig verwendet.

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Da ich nachmittags nichts mehr auf meinem Plan zu stehen hatte, folgte ich einem unterirdischen Geheimgang um zur Therme zu gelangen. Dort angekommen schmiss ich mich bis zum Abendessen in die salzigen Fluten und rutschte so oft, wie es sonst nur präpubertären Jungs an einem heißen Tag im Hallenbad machen, mit dem Sinn, so abgefahren wie möglich eine Rutsche hinunter zu gelangen und dabei natürlich seine Lippen blau zu färben. Ich kann bereits verraten, dass das ein wichtiger Aspekt meiner Kurwoche sein wird.

liebst
Ellie ♥

Sonntag, 24. April 2016

Zur Kur in Kassel: Die Ankunft

Hallihallo,

Meine Güte! Es ist fast nicht zu glauben, wie lange ich mich schon nicht mehr gemeldet habe. Für meine Abstinenz gab es aber ( wie so oft) mehrere Gründe, die ich hier auch nicht weiter ausweiten möchte, da es nicht wichtig ist, wieso ich nicht geschrieben habe, sondern, dass ich jetzt wieder schreibe und meinen kleinen Blog mit Artikeln füttere. Eine wahre Sturzflut an hirnlichen Ergüssen wird nun über meinen Blog und meine lieben Leser hinein brechen, da ich mal wieder über meinen Urlaub schreiben werde.

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Ja auch ich kleiner Öki bekomme Urlaub, sogar gar nicht mal zu knapp, und wenn man zum ersten Mal in seinem Leben eben diesen selbst planen darf/muss, da man an keine Ferienzeiten gebunden ist, merkt man doch, dass das gar nicht so einfach ist. Meine 21 Tage gut zu verplanen und aufzubrauchen war für mich schwerer als gedacht. Hört sich komisch an, war aber so.
Da ich gute Erfahrungen gemacht habe, einfach das Zepter meiner Mama in die Hand zu drücken ( zB bei unserer Mini-Skandinavienreise letztes Jahr > klick<), habe ich das auch dieses Mal getan und wie aus dem Nichts stand schon mein erster längerer Urlaub vor der Tür.


Eine mehrstündige Bahnreise führte uns nach Kassel. In eine Reha-Klinik.
Auf den ersten wie auch den zweiten Blick erscheint dieser Ort vielleicht nicht als unbedingt normal um dort einfach mal Urlaub zu machen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls noch nie jemanden kennengelernt der gerne mal in Reha-Kliniken Urlaub macht. Wenn euch das bis jetzt genauso erging, dann kennt ihr jetzt einen hoffnungslosen Fall der eine Reha-Klinik als Urlaubsziel seiner Träume gewählt hat – mich.
Glücklicherweise kann ich sagen, dass ich nicht als Patient sondern wirklich nur als Urlauber in die Klinik gezogen bin, da meine Mama hier eine Fortbildung absolviert und ich halt das schmückende Beiwerk bilde. Trotzdem wurden wir wie ganz normale Patienten behandelt, als wir am Sonntag hier ankamen.


Wer vielleicht in Kassel und Umgebung wohnt oder verrückterweise einen Überblick über die Reha-Kliniken Deutschlands besitzt, der wird wahrscheinlich schon wissen, welche Klinik ich meine. Alle anderen werden es selbst irgendwie herausfinden müssen oder damit klar kommen im Dunst der Unwissenheit zu verweilen, da ich weder den Namen der Klinik noch irgendwelche Namen nennen werde. Grund dafür ist, dass ich natürlich anders über meinen Aufenthalt hier denke und berichte als ein wirklicher Patient. 
Vieles hier war neu, aufregend aber auch an der harten Grenze zur Absurdität, sodass ich wahrscheinlich auch viele Therapien auf die Schippe nehmen werde. Damit will ich sie nicht allgemein verunglimpfen sondern einfach meine Gedanken dazu ausdrücken. Das musste jetzt für den Anfang einfach mal gesagt werden, damit keiner denkt ich würde diese Klinik schlecht machen wollen.


Nun aber zurück zum Ausgangspunkt. Nach dem Einchecken hatten wir noch ein wenig Zeit bis zum Abendessen, sodass wir beschlossen uns einmal die Klinik anzusehen um am ersten Behandlungstag auch zu wissen wo wir überhaupt hin müssen. Die Zeit brauchten wir auch wirklich, da die Klinik einfach nur riesig und nur aus Geheimgängen und Räumen zu bestehen scheint. Hätte nur noch gefehlt, dass sich die Treppen bewegen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Dank unzähliger Wegweisern mit goldenen Lettern die die unzähligen Räume ausschildern, fanden wir schlussendlich auch in unseren Speisesaal und abends auch zurück in unsere Betten.
Soviel also erst einmal zu Tag 0 in der Klinik. Recht unspektakulär mag man wohl denken, aber ist die Ankunft in einer Unterkunft ( welcher Art auch immer) das nicht immer? Die nächsten Tage wird es spannender.

liebst

Ellie♥

Mittwoch, 6. April 2016

Der erfundene Traum der dritten Hauptfigur



Hallihallo,

Man sagt, dass alle Helden jung sterben. Auch sagt man, dass solange jemand an einen denkt, man nie wirklich stirbt. Unser Leben kann also fortgesetzt werden, solange wir nicht in Vergessenheit geraten. Auch setzen wir das Leben anderer fort, indem wir an sie denken und in unseren Herzen wie Schütze hüten. Eine recht romantische, spirituelle Vorstellung, aber man kann das Leben und Werk eines Menschen auch praktisch fortsetzen und so vor dem Tod durch Vergessen bewahren. Genau so etwas ist dem Rowohlt-Verlag mit > Bilder deiner großen Liebe< von Wolfgang Herrndorf gelungen

Kostenpunkt: 9,99€

Wolfgang Herrndorf kam am 12. Juni 1965 in Hamburg zur Welt. Über seine Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt, über sein Leben als Erwachsener dafür umso mehr.
In Nürnberg studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Malerei. Anschließend arbeitete er sowohl als Illustrator wie auch als Autor unter anderem für die Satirezeitschrift Titanic, bevor er sich ganz aufs Schreiben fokussierte.

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Sein Debütroman > In Plüschgewittern < erschien 2002. Danach folgten zwei weitere Werke, bevor ihm 2010 mit dem Bildungsroman > Tschick < der große Wurf gelang.Über ein Jahr stand das Werk in den deutschen Bestsellerlisten und erhielt 2011 verdientermaßen den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Im gleichen Jahr, in dem > Tschick < veröffentlicht wurde, stellte man aber auch einen bösartigen Hirntumor bei Herrndorf fest. 
Anstatt sich aufzugeben, wurde der Autor, dessen Markenzeichen ein Adidas-Trainingsjacke war, immer produktiver. Er startet seinen Blog, > Arbeit und Struktur< den er als digitales Tagebuch führt und erlebt noch wie sein Roman > Sand < 2011 veröffentlicht wird.
Am 26. August 2013 nimmt sich Herrndorf in Berlin selbst das Leben. Im Dezember desselben Jahres wird ihm zu Ehren sein Blog in Buchform veröffentlicht und der Rowohlt-Verlag befindet sich in der schwierigen Aufgabe, Wolfgang Herrndorfs allerletzten Roman > Bilder deiner großen Liebe < liebevoll zusammen zu puzzeln und zu veröffentlichen.


Der Roman > Bilder deiner großen Liebe < ist sowohl eine Fortsetzung des Bestsellers > Tschick < aus der Sicht der dritten Protagonistin Isa Schmidt, kann aber auch als eigenständiges Werk gesehen werden, in dem die Figuren aus > Tschick < nur einen Cameo-Auftritt hätten.
Wie auch immer man es deuten möchte, Hauptcharakter dieses Romans ist die vierzehnjährige Isa Schmidt. Nach einem gelungenen Ausbruch aus einer Nervenheilanstalt bricht sie in ein Abenteuer zu Fuß und weder sichtbares Ziel noch Ende auf. Dabei weiß man nie, was während ihrer Erzählungen wahr und wirklich und was Auswüchse ihres charmant verrückten Hirns sind. 
Realität und Traum verschmelzen ineinander und ziehen Umwelt wie andere Personen mit in ihren Bann.
Eine besondere Begegnung ist hierbei die mit dem taubstummen Olaf, der viel lieber Heinrich heißen würde und ein Schild um den Hals trägt, auf dem noch einmal steht, dass er weder hören noch sprechen kann. Trotzdem kann er sich ohne Probleme mit Isa unterhalten. 
Ob er nur ein Geschöpf ihrer Fantasie ist oder nicht wird dabei nicht geklärt, nur dass er glücklich ist und am nächsten Morgen verschwunden.
Mit der Zeit verliert sich Isa immer mehr in ihren Träumereien, sodass ihr weiterer Weg und die Personen, die sie dabei antrifft eine verrückte Schönheit besitzen. 
Auf einer alten Mülldeponie dann kommt sie mit den Protagonisten aus > Tschick < in Berührung. Zunächst sind diese von ihr abgeneigt, nehmen sie dann aber mit auf ihre Reise, nachdem Isa ihnen hilft, Benzin aus 
einem anderen Auto abzuzapfen. Einzig diese Stelle kann man wohl noch als realistisch bezeichnen, da man sie auch in > Tschick < wiederfinden kann. Ansonsten bleibt es bis zum abrupten Ende bezaubernd verschwommen und fantastisch unwirklich.


Um ehrlich zu sein, war schlussendlich nicht der Roman selbst, sondern seinen Entstehungsgeschichte sehr interessant. In den letzten Monaten seines Lebens traf Wolfgang Herrndorf noch wichtige Entscheidungen für das Werk. So legte er selbst den Titel fest und auch aus seinem Pinsel stammt das Gemälde auf dem Cover. Zu Ende schreiben konnte er es, aufgrund seines fortgeschrittenen Krebsstadiums nicht und auch seinem Wunsch, das jemand es als Ko-Autor beenden sollte, wollte und konnte niemand nachkommen. 
So willigte Wolfgang Herrndorf schließlich ein, > Bilder deiner großen Liebe < mit einem erklärenden Nachwort veröffentlichen zu lassen.
Um es aber dennoch veröffentlichen zu können, setzten Mitarbeiter des Rowohlt-Verlags, Freunde und Herrdorfs Frau Carola Wimmer das Manuskript und Fragmente aus einem zweiten Dokument mit dem Titel Verstreutes
in dem Herrndorf Varianten der Handlung, Einträge aus Wikipedia-Artikeln und „schöne Wörter“ wie „ Eigenmirage“ zu finden waren, zu einem Werk zusammen. Man handelte in Herrndorfs Sinne und versuchte so dicht am Stil des Autors und der Logik der Handlung zu bleiben. 
Gewisse Lücken und wirre Gedankenfetzen ließen sich dabei nicht vermeiden, machen das Werk aber auch erst so schön und verrückt wie es ist und wahrscheinlich auch sein sollte. 
Auch Wolfgang Herrndorf selbst und in gewisser Weise auch seinen Krebs, der ihm seine Konzentration nahm und zunehmend erschöpfte, kann man, nicht nur in einer Figur, die Isa auf einem Friedhof trifft und eine grüne Trainingsjacke trägt, erkennen, sodass er dank > Bilder deiner großen Liebe< nie ganz sterben wird.

liebst
Ellie♥