Donnerstag, 25. Februar 2016

Weil wir das Feuer bewahren.



Hallihallo,

Für viele war während der Schulzeit eine der größten Qualen, neben dem Sportunterricht oder allgemein der Zeit zwischen den einzelnen Pausenklingeln, ein Buch zu lesen, dass im Lehrplan festgeschrieben stand und dementsprechend bis ins kleinste Detail unter die oftmals lustlose Schülerlupe genommen wurde. Dabei war es natürlich kein Wunder, dass Kameraden, die in ihrer Freizeit eh schon selten bis nie ein Buch in die Hand nahmen ( geschweige denn lasen), ihrer Unmut am lautesten Kund taten. Leider waren das, so wie ich es jedenfalls empfand, in meiner Klasse recht viele Kandidaten. Insbesondere wenn es an nichtmuttersprachliche Literatur ging.
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So wurde auch ein Buch entnervt stöhnend abgelehnt und ungelesen von unserer Englischlehrerin fortgebracht, dessen Titel sich klein Ellie eifrig neben anderen Klassikern niedergeschrieben hatte, jetzt nach und nach abstottert und dabei entsetzt bemerkt, was für Perlen unsere Lehrer vor die undankbaren Säue meines Jahrgangs geworfen hätten. Fast bin ich froh, dass einige unter ihnen „ Die Straße“ von Cormac McCarthy nicht unter die Augen kamen, da ich sehr stark davon ausgehe, dass sie den Schatz, den dieses Buch birgt eh nie gefunden hätten.
 
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Cormac McCarthy kam als Sohn von Charles Joseph und Gladys Christina McCarthy und drittes von sechs Kindern am 20 Juli 1933 in Providence zur Welt. Ursprünglich erhielt er dabei den Vornamen seines Vaters, den er aber später in Cormac änderte. Unterschiedliche Quellen haben für seine Namensänderung unterschiedliche Erklärungen. So heißt es in einer, Cormac habe sich selbst nach dem irischen König Cormac benannte, eine andere jedoch meint, dass seine Familie seinen Namen ins Gälische abändern ließ, sodass er fortan übersetzt „ Charles Sohn“ hieß. Welche Erklärung wirklich stimmt, ist nicht bekannt, da McCarthy keine der Beiden weder zugestimmt noch revidiert hat.
1937, so viel weiß man wiederum, zog McCarthys Familie nach Knoxville, wo sein Vater als Anwalt tätig war. Von Knoxville ging es dann 1967 nach Washington D.C, wo Charles McCarthy bis zu seinem Ruhestand ebenfalls als Anwalt arbeitete.
Sein Sohn schlug einen anderen Weg ein. Zunächst studierte er von 1951-52 an der Universität von Tennessee Kunst, dass er auch mit einem Master in der Tasche abschließen sollte. 1953 unterbrach er sein Studium fürs Erste und verpflichtete sich vier Jahre bei der United States Air Force, wovon er zwei Jahre davon in Alaska verbrachte und Moderator eines dortigen Radioprogramms wurde. Nach Ende seiner Wehrpflicht ging er wieder zur Uni und beendete sein Studium. Obwohl im der Durchbruch als Schriftsteller erst nach dem Studium,seiner Ehe mit Lee Holleman 1961und dem anschließendem Umzug nach Chicago gelang, so schrieb er schon währenddessen immer wieder fleißig Geschichten die er in der Studentenzeitung abdrucken ließ.
1965 erschien dann sein erster Roman „ Der Feldhüter „ beim Verlagshaus Random House. Auf die Frage, wieso er ausgerechnet diesen Verleger gewählt hatte, meinte McCarthy nur, dass er Random House gewählt hatte, „ weil es der einzige Verlag war, von dem ich gehört hatte.“

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In den darauf kommenden Jahren folgten unzählige, hochrangige Auszeichnungen und Verfilmungen seinen Werken, bis er 2007 für „ Die Straße“ den Pulitzer-Preis erhielt. Auch dieses Werk wurde erfolgreich verfilmt.
Privat hält sich McCarthy vom großen Ruhm fern. Er gibt sehr wenige Interviews und lebt lieber bescheiden mit seiner derzeit dritten Ehefrau Jennifer Winkley und seinem Sohn in New Mexiko. Auch seine Berufsgruppe steht er eher kritisch gegenüber. So kenne er keinen Schriftsteller persönlich sondern zieht den Umgang mit Wissenschaftlern vor. Das spiegelt sich auch in seinen Schriften wider. An eingenen Aussagen schätzt er am meisten einfache Aussagesätze und verwendet weder Punkte, Kommas noch Anführungszeichen in Dialogen um seine Buchseiten nicht unnötigerweise mit „ komischen, kleinen Zeichen zu überstreuen.“.
Wer denkt, dass seine Geschichten so an Tiefe, Spannung und Inhalt verlieren, der irrt sich gewaltig, wie „ Die Straße“ einschlägig beweißt.
 
Kostenpunkt: 8,99€
Es ist ein düsteres, postapokalyptisches Amerika von dem „ Die Straße“ erzählt. Das zerstörte Land und die letzten Überlebenden sind gleichermaßen äußerlich von einer Schicht Asche bedeckt und innerlich tot. Tiere gibt es schon lange nicht mehr und von den dortigen Pflanzen sind nichts als die toten Hüllen geblieben. Dass es überhaupt noch Leben gibt, ist so unglaublich wie tragisch. Wie es zur Katastrophe kam, wird nicht benannt, da es nichts an der hoffnungslosen Lage ändert und so wie vieles andere einfach unwichtig geworden ist. Nur das pure Überleben ist noch wichtig.
Mitten in dieser unwirklichen Welt sind ein Vater und sein Sohn auf dem Weg nach Süden um dem harten Winter und somit dem unweigerlichem Tod zu entgehen. Sie wissen nicht, ob sie es überhaupt bis dorthin schaffen und auch nicht, was, wenn sie dort sind, überhaupt erwartet, aber dieser kleine Funken Hoffnung ist besser als gar keiner. Sie haben keine Vergangenheit und keine Zukunft. Nicht einmal Namen tragen die Beiden – wozu auch? Eine Identität rettet sie auch nicht vor dem Verhungern.
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Auch wenn sie nichts mehr besitzen, als das was sie am Leib tragen und in einem rostigen Einkaufswagen vor sich her schieben können, so versucht der Vater seinem Sohn etwas zu schenken, dessen Wert aber auch Last um ein vielfaches größer ist, als der Rest ihrer kargen Besitztümer – Menschlichkeit.
Anders als die meisten der lebenden Toten, die durch die Trostlosigkeit streifen und weder von Vergewaltigung noch von Kannibalismus abgeneigt sind, versucht der Vater nämlich auf rührende Weise sein eigenes und das Herz seines Sohnes so rein wie möglich zu halten. Seinem Kind versucht er zu vermitteln, dass sie allzeit die Guten sind und das Feuer bewahren.
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Der Kontrast zwischen dem kalten Land und der glühenden Liebe eines Vaters zu seinem Sohn ist so herzzerreißend, dass man jedes Mal mit ihnen leidet, wenn sie leiden und das eigene Herz vor Glück überquillt, wenn die Beiden doch einmal von Fortuna geküsst werden. Man wünscht sich so für sie, dass sie es schaffen, den tödlichen Klauen des Abgrunds zu entgehen, der sich bereits unweigerlich in ihren Herzen eingenistet hat und nur noch nach ihrer halbtoten Hülle giert. Gleichzeitig fühlt man die Hoffnungslosigkeit, die schon lange von Vater und Sohn Besitz ergriffen hat.
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„ Die Straße“ von Cormac McCarthy verzichtet auf große Phrasen, schwülstige Dialoge – ja selbst auf die literarischen Formalitäten, an denen man einen Dialog überhaupt erkennt ( Stichwort „Gänsefüßchen“) und erzählt doch mehr als ein Mensch manchmal verkraftet. In einer Welt die nur noch aus Staub, Asche und dem beißenden Geruch des Todes besteht, macht eine detaillierte Beschreibung der Umwelt keinen Sinn und doch spürt man die Kälte, die diese düstere Atmosphäre in sich trägt. Und dann fühlt man die heiße, innige Liebe zwischen Vater und Sohn und weiß, dass sie wirklich das Feuer in sich tragen und dabei kleine Lichter in einer dunklen Welt sind.
Ich habe bisher viele Bücher gelesen, die mich berührt haben, aber nicht auf diese Weise, wie es „ Die Straße“ von Cormac McCarthy geschafft hat. Das was sich in mir beim Lesen des Buches abgespielt hat, kann ich gar nicht wirklich in Worte fassen, so atemberaubend war es. Ich möchte auch eher, dass jeder, dem das Buch jetzt vielleicht zusagt, es für sich selbst entdeckt. Den Kampf zwischen Kälte und Feuer muss jeder selbst mit Vater und Sohn gekämpft haben.

liebst
Ellie

Sonntag, 7. Februar 2016

Bezaubernde Albträume

Hallihallo,

Gegensätze ziehen sich an, so sagt ein uraltes, viel zu oft verwendetes Sprichwort. Meiner Meinung wäre es grundsätzlich anzuzweifeln, ob es gut auf menschliche Individuen anzuwenden ist, aber da es bei Wasser und Feuer funktioniert ( z.B. kochendes Wasser für Tee. Funktioniert prima.), wieso nicht also auch in anderen Bereichen.
Sowieso soll das hier ja nicht gleich in ein Essay über die Funken Wahrheit in alten Sprichwörtern seit Beginn der Zeitrechnung ausarten sondern der Einstieg in eine auf Papier gebändigte Welt sein, die herrlich zwei Gegensätze miteinander verschmelzen lässt wie Erdnussbutter und Marmelade.

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Für mich gibt es zwei Superhirne der Filmgeschichte, die unterschiedlicher in ihrer Ausdrucksweise nicht sein könnten und doch gleichermaßen verzaubern. Der eine ist Walt Disney, der uns immer wieder in eine Märchenwelt eintauchen lässt, der Andere Tim Burton, dessen skurrile Fantasien dunklere Gassen passieren, in denen sich sehr oft auch Johnny Depp herum treibt.
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Tief in meinem Inneren habe ich mir schon immer gespürt, dass Disneys grazile Prinzessinen und Burtons halbdunkle Helden mit der Pergamenthaut zusammenpassen müssten wie sprichwörtliche Scherenfaust aufs Mausauge und scheinbar war ich mit dieser Einschätzung nicht allein.


Der wunderbare Andrew Tarusov, der schon die sonst so unansehnlichen Bösewichtinnen aus unseren geliebten Disneyklassikern in aufreizende Versuchungen verwandeln konnte ( >klick<) hat beide Welt aufeinander prallen lassen und entstanden ist dabei ein schrecklich schöner Tribut an beide Pioniere ihres Fachs. Ich würde mir jeden neu verfilmten Disneyfilm ansehen, so schmackhaft hat mir Andrew Tarusov diese Möglichkeit gemacht.











Welchen Disneyfilm würdet ihr gerne unter der Leitung von Tim Burton verfilmt sehen?


liebst

Ellie♥