Montag, 22. August 2016

ADLEÖ: Der wirklich letzte Tag

Hallihallo,


Wie bereits am letzten Freitag angekündigt, war heute mein wirklich letzter Arbeitstag in der Oberförsterei. Ab jetzt habe ich Urlaub und mein Freiwilliges Ökologisches Jahr ist somit offiziell (?) beendet. Ab jetzt beginnt ein neuer Abschnitt, während ein anderer abgeschlossen wird. Es fühlt sich ziemlich komisch an und ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll.

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Früh morgens gings nochmal mit meinen Kollegen in den Wald. Nur mein Vorarbeiter wusste anscheinend, dass heute mein letzter Tag war, weshalb mein Lieblingskollege einen ziemlichen Schock erlitt, als er davon erfuhr. Das tat mir irgendwie leid, aber ich konnte nichts tun. Schließlich kann ich ja nicht all meine Zukunftspläne sausen lassen, nur weil mein Lieblingskollege eine grausame Welpenaugenattacke auf mich startet. Aber er wird es schon verstehen und irgendwann verdauen.
Nachmittags saßen wir noch bei Kaffee und ( von mir mit viel Liebe eigenhändig ) gebackenen Kuchen zusammen und ich habe ein kleines Abschiedsgeschenk bekommen, über das ich mich riesig gefreut habe, da es ein Buch über Edelsteine war, das schon ewig in der Oberförsterei rum lag und ebenso lange mein Interesse geweckt hatte. Darüber und über die liebevolle Behandlung meiner Kollegen hat mich so gerührt, dass ich weinen musste. Und ich schäme mich überhaupt nicht dafür, weil es sich richtig angefühlt hat!
Als ich zum letzten Mal aus der Tür der Oberförsterei schritt war das ein extrem surreales Gefühl. Als hätte sich eine Tür, bis auf einen kleinen Spalt, der von einer Babybuche offen gehalten wird, geschlossen und gleichzeitig ein Tor zu einer Welt im Nebel geöffnet. Mal sehen, ob ich eine gute Taschenlampe finde.
Ich hoffe, dass meine Erfahrungsberichte zum Thema FÖJ jemandem helfen, oder wenigstens unterhalten, haben. Für mich war es die beste Entscheidung - und für meine Umwelt wohl auch. Ich habe dadurch noch eine ganz andere Sicht auf den Wald und seine Bewohner und Diener erhalten und fühle mich ihm nun näher als zuvor. Hört sich komisch an, ist aber so.

liebst

Ellie♥

Freitag, 19. August 2016

ADLEÖ: Danke, mein alter Kranich

Hallihallo,

Eigentlich ist es schon Wahnsinn, wie schnell doch die Zeit vergehen kann. Kaum fängt ein Jahr an, so ist es auch schon um. Anfang September letzten Jahres hätte ich nie gedacht, dass ich so viel in einem Jahr erleben, so viele tolle Leute kennen lernen und so viele Babybäumchen pflanzen werde.

Über Einiges habe ich sogar schon geschrieben, da ich meine Erlebnisse auch mit euch teilen wollte. Natürlich sind aber diese Erlebnisse die " Highlights ", die den Alltag ein wenig auflockern. Insbesondere seit Mai diesen Jahres sitze ich die meiste Zeit im Waldmuseum – welches ich heute zum letzten Mal betreuen durfte.

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Die Tage im Waldmuseum waren höchst unterschiedlich. Einige waren außergewöhnlich, einige nervenaufreibend und manche ziemlich langweilig. Irgendwie war es aber immer schön. Zum Einen, weil das Museum selbst mich immer auf Trab gehalten hat, da ja Staub und Schmutz ein wunderbar nachwachsende Rohstoffe sind, zum Anderen aber, weil es immer wieder herzerwärmend ist, wenn ein Kinderlachen das Museum erfüllt.
Ich weiß nicht einmal, ob ich traurig bin, dass Waldmuseum nicht mehr betreuen zu dürfen. Wahrscheinlich kommt diese Einsicht erst später. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass es nicht wirklich mein allerletzter Arbeitstag ist. Der ist nämlich erst am Montag. Daher kommt noch nicht wirklich dieses traurige Gefühl des Abschieds auf.
Vermissen werde ich das Waldmuseum aber natürlich trotzdem. Schon jeden Morgen mit dem Rad die unendlichen Kilometer zu fahren fehlt mir ein wenig. Wohl eine Sache der Gewohnheit.
Ich tröste mich einfach mit dem Gedanken, dass das Waldmuseum nicht aus der Welt ist und ich es jederzeit ( vorausgesetzt natürlich es ist geöffnet) besuchen kann.

liebst
Ellie♥

Donnerstag, 11. August 2016

ADLEÖ: Otter? Biber? Whatever!

Hallihallo,


Es folgt ein kleiner Bericht über meinen Alltag im Waldmuseum. Bevor ich anfange mich zu wundern und zu ärgern, eine kleine Erklärung vorneweg. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es wenn Menschen neugierig bleiben und sich weiterbilden. Ich bin der Meinung, dass man nie auslernt und man nichts weiß, wenn man denkt, dass man alles weiß. Aber manchmal liegen Neugierde und schlichte Unwissenheit einfach viel zu dicht bei einander.

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Ein Museum ist ein Ort des Wissens, des Entdeckens und natürlich der Fragen. Fragen sind unerlässlich für das Wachstum unserer grauen Zellen. Ich finde es am spannendsten, wenn man sich seine Fragen selbst beantworten kann. Mit offenen Augen und Ohren durch die Weltgeschichte zu gehen und zu einem laufenden Schwamm zu werden kann unglaublich viel Spaß machen. Ich will damit nicht sagen, dass ich klüger bin als jedes Menschenkind, das je auf unserer Erde wandelte, aber mir ist aufgefallen, dass es für einige Leute weniger interessant ist, ihr Wissen zu erweitern.
Insbesondere durch meinen Dienst im Museum konnte ich einen guten Einblick in so manches Hirn einiger meiner Gäste bekommen. Frei nach dem ( von Marc-Uwe Kling ersonnenen) Motto: „ lieber fünf Mal nachgefragt, als einmal nachgedacht.“, trudeln einige Leute bei mir ein, die mich tausend Dinge fragen, die eindeutig und gut lesbar irgendwo im Museum zu finden sind.

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Vielleicht liegt es auch an mir und ich bin die Abnorme, aber wenn ein erwachsener Mensch einen Biber nicht von einem Fischotter unterscheiden kann oder mich hysterisch fragt, was denn da für ein schwarz-weißes Tier im Schaukasten steht ( Spoiler: es handelt sich dabei um einen Dachs), dann macht mich das irgendwie doch wütend.
Wahrscheinlich ist es schwer nachzuvollziehen. Wahrscheinlich ist es wohl in Zeiten des Internets normal geworden, einfach das Hirn aus und das Smartphone anzuschalten aber schön ist das nicht. Jedenfalls für mich nicht. Es ist ja in Ordnung, wenn man Fragen stellt. Keine Frage. Aber wenn man aus einem Museum nicht schlauer rausgeht, als man reingegangen ist, läuft doch irgendwas gehörig schief. Oder nicht?

liebst
Ellie♥

Donnerstag, 28. Juli 2016

5 Tage Helsinki-Syndrom: Sightseeing im Miniformat

Hallihallo,

Es ist schon komisch, wie unterschiedlich Zeit vergehen kann. Letztes Jahr hatten wir für drei Städte so viele Tage wie dieses Jahr für eine Stadt und ich habe es doch geschafft, weniger Fotos von Sehenswürdigkeiten zu machen. Da ich aber bereits in der Ecke stehe und mich dafür schäme, hoffe ich, für mein Fehlverhalten nicht gerügt zu werden. Es gibt trotzdem genügend zu sehen und zu lesen. Ich wollte es nur kurz anmerken.

Man soll nicht denken, dass es in Helsinki nichts Sehenswertes zu bestaunen gibt. Es gibt so viel zu sehen, aber leider hat der Tag nur 24 Stunden.

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Für den zweiten Tag in Helsinki hatten wir uns vorgenommen, möglichst viel für den darauffolgenden zu regeln, an dem es uns ( Spoiler!) nach Tallinn führen sollte. Aber dazu kommen wir, wenn es soweit ist.
Auf dem Weg zum Fährhafen, wo wir unsere Tickets für den nächsten Tag kaufen wollten, kamen wir ohne Probleme an einigen Sehenswürdigkeiten Helsinkis vorbei und wachen Verstandes zückte ich meine Kamera um sie für euch festzuhalten.



Der Senatsplatz im Zentrum Helsinkis. Sofort ins Auge springt natürlich der schneeweiße Dom von Helsinki, der von Carl Ludwig Engel ( einem Schüler Schinkels) bereits 1819 entworfen und dann von 1830 bis 1852 von vielen fleißigen Finnen erbaut wurde. Der Dom ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Helsinkis und ist Tag und Nacht Tummelplatz von Menschen jeder Form und Farbe.



Wer per pedes zum Fährhafen möchte, kommt ganz von allein am Marktplatz vorbei. Wer originelle Souvenirs oder einfach ( recht teure) 500g-Schalen mit Erdbeeren sucht, ist hier genau richtig. Wer übrigens am ersten Freitag eines jeden Monats hier aufschlägt, kann sich hübsche amerikanische Oldtimer angucken. Wir hatten aufgrund des Datums logischerweise kein Glück, aber handgemachte Filzseifen und erschwingliche Malereien der Aurora Borealis über Lappland haben auch einen gewissen Reiz.
( Wer sich wundert, wo sich der Markt befindet – ich weiß, dass Foto ist irgendwie nicht soo aussagekräftig – er befindet sich auf der rechten Seite)







Ein weiteres Wunderwerk der Architektur ist die Uspenski-Kathedrale, die sich unweit vom Marktplatz befindet. Schon von Außen wirkt das Gotteshaus der finnisch-orthodoxen Gemeinde imposant.
Einige Male habe ich wahrscheinlich schon erwähnt, dass ich selbst nicht religiös veranlagt bin, mich aber eine übermäßige Ehrfurcht vor der religiösen Architektur packt, wenn ich so etwas Schönes wie die Uspenski-Kathedrale sehe. Deswegen wollte ich sie euch auch nicht vorenthalten. 


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Und auch das letzte Bauwerk, dass ich euch vorstellen möchte, ist von religiöser Natur. Die Temppeliaukio-Kirche ist wohl eine der faszinierendsten Orte, um seinem Gott zu frönen. Mitten in der Stadt könnte sie nicht uriger sein. Sie wirkt wie mit Spitzhacken in den harten Stein gehauen und passt damit wirklich perfekt zu Finnland. Rau, hart und doch von unsagbarer Schönheit. Leider ist sie innen doch recht klein und wenn man zusammen mit gefühlt sechstausend anderen Touristen sich hinein begibt, kommt irgendwie nicht so die Stimmung auf, die wohl aufkommen sollte. Deswegen konnte ich kein ansprechendes Bild vom Innenbereich machen, aber dafür gibt’s ja bekanntlich Google.
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Noch immer ärgere ich mich, wieso ich weder Zeit noch Muße genommen habe, um mehr an sehenswerten Sehenswürdigkeiten zu finden und festzuhalten. Wahrscheinlich war die Metropole Helsinki für ein Mädchen, dass Monate zuvor nur im Wald unterwegs war, einfach nur eine vollkommene Reizüberflutung. So erkläre ich mir das einfach mal. Hoffentlich gefallen euch diese raren Bilder trotzdem. Ansonsten sollten wir einen Antrag für mehr Stunden am Tag beantragen.

liebst
Ellie♥

Mittwoch, 27. Juli 2016

5 Tage Helsinki-Syndrom: Moi! Tervetuola!

Hallihallo,


Nachdem meine Mama und ich letztes Jahr, nach unserer gemeinsamen Mini-Skandinavienreise von Kopenhagen über Malmö nach Stockholm ( > klick <), aus dem Flugzeug gestiegen waren, stand für uns beide fest, dass es mit einem Mädelsurlaub hoch im Norden nicht getan sein kann.
So wurde für dieses Jahr eine weitere Reise angesetzt, die uns diesmal nach Finnland führen und dort mit seinem rauen Charme verführen sollte.

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Um ganz genau zu sein ging es nach Helsinki, der Hauptstadt des Landes, das von sich selbst sagt, dass hier alles genauso ist wie in Schweden – nur halt nicht so schwul ( und damit in gewisser Weise sogar sehr recht hat). Dazu muss man sagen, dass Schweden ein wirklich traumhaftes Land ist und die Aussage auch nur scherzhaft gemeint ist. Nachbarn necken sich halt gerne. Das kennt man ja. Trotzdem ist Finnland irgendwie....heterosexueller (?). Kann man das sagen? Hat ein Land ein Geschlecht oder sogar eine Sexualität?
Ich lasse mein Reisetagebuch besser nicht zu einer philosophischen Grundsatzdiskussion ausarten und erzähle lieber erst einmal von unserem ersten Tag in Helsinki, wo die Sonne (zumindest in den Sommermonaten) nie wirklich unterzugehen scheint.


Nach anfänglichen Startschwierigkeiten am Berliner Flughafen Tegel, die dem grausigen Wetter geschuldet waren, ging es dann hoch über den Wolken geradewegs zum Flughafen Helsinki-Vantaa.
Von da aus fuhren wir mit einem Direktzug in die Innenstadt. Und hier muss man die Skandinavier wirklich loben. Was Infrastruktur angeht, haben die es einfach mal richtig drauf! Alle öffentlichen Verkehrsmittel kommen in so himmlischen Takten, das ist man so gar nicht aus Deutschland gewöhnt. Stichwort: pünktliche Züge!

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Bis zu unserem Hostel im Designviertel waren es nur noch wenige Katzensprünge, auf denen wir aber einen ersten Eindruck der Hauptstadt bekamen. Nun folgt eine Warnung, für alle die allergisch auf Jutebeutel, Hornbrillen und ungepflegte Bärte sind! Helsinki ist wohl die verhipsterte Stadt in der ich je war und ich war in Berlin. Mehre Male! Wer sich also ungern von veganem Chiapudding und Yogi-Tee ernähren möchte, sollte eher raus ins wilde Finnland fahren, wo die Männer sich einen Bart nicht zu Modezwecken sondern zum Schutz vorm Erfrieren stehen lassen.
Wer, wie ich, nichts gegen Hipster hat, wird sich in Helsinki aber pudelwohl fühlen, da es doch die lieben Hipster sind, die unsere Jugendkultur voranbringen, kreativ ihre Lebenszeit nutzen wollen und Hersteller von riskant engen Hosen am nähren! Also ein Hoch auf die Haupstadt der Hipster Helsinki!

liebst
Ellie♥

Freitag, 15. Juli 2016

ADLEÖ: Wandern und Popeln

Hallihallo,


Schon früher habe ich mich gewundert und auch sehr gefreut, wie klein doch die Welt sein kann > klick <. Jeden Tag müssten wir eigentlich den Visionären der Mobilität dafür danken, dass wir so schnell von A nach B kommen können und so die Erde kleiner und heimeliger machen. Sogar in meinem kleinen Museum mitten im Wald habe ich manchmal das Vergnügen, den Nutzen der Globalisierung zu spüren.

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Die meisten meiner Gäste im Waldmuseum stammen aus dem Umkreis, aber natürlich finden auch Urlauber aus ganz Deutschland ihren Weg hierher – oder eben aus Australien.
Ja die Welt ist ein Dorf und als ich an diesem Morgen die heiligen Hallen der Waldpädagogik öffnete, konnte ich nicht ahnen, wer mich besuchen würde. Es war eine Familie, die in meinem Herzen einen besonderen Platz als „die liebsten Gäste die ich je hatte“ erhalten würden. Da wir insbesondere für Familien ein Hörstück anbieten tat ich es auch diesmal. Die Vater lächelte auf mein Angebot hin nur und seine Frau meinte, dass das eine gute Idee wäre, auch wenn ihr Mann eh nichts davon verstehen würde. Zunächst dachte ich an einen groben Scherz ihrerseits den Intelligenzquotient ihres Liebsten betreffend aber es sollte sich herausstellen, dass ihr Mann das Hörstück nicht verstehen würde, weil er so gut Deutsch wie ich Klingonisch kann ( zu meinem Bedauern kann ich es nicht).

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So kam es also, dass ich mit den Eltern ins Gespräch kam, während die bilingual erzogenen Kinder durchs Museum strolchten. Zunächst bot mir die Frau an, für mich zu dolmetschen, aber das lehnte ich konsequent ab. Wann bitte hat man schon die Möglichkeit sich mit einem Australier über die deutschen Wälder zu unterhalten? Ich denke eher selten.
Schlussendlich wurden wir von den beiden Rackern unterbrochen, die bis dato jeden Quadratmillimeter inspiziert hatten. Dabei hörte ich einen der lieblichsten Sätze, die ich je hören durfte. Als der Vater gerade im Schwärmen über die deutschen Wälder war, setzte sich sein Sohn neben sich und steckte sich den Finger in die Nase. Sein Vater reagierte sofort darauf. „ Yeah we really love to wander through the woods....and picking our noses“. Ich musste viel Kraft aufwenden um ein Lachen zu verkneifen.
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Wieso erzähle ich das eigentlich alles? Nun wenn man es einfach halten will, dann würde ich sagen, dass meine ADLEÖ – Posts ja auch als Tagebucheinträge nutze. Eigentlich geht es darum aber nicht. Es geht darum, wie ähnlich wir uns doch sind, egal woher wir kommen. Es geht darum, dass sich Menschen, woher sie auch stammen, sich an den einfachen Dingen, wie einem Waldspaziergang mit der Familie, erfreuen können und das Kinder jeder Nation gerne auch mal popeln. Es geht darum, dass Globalisierung auch Spaß machen kann! ( Und auch echt sexy sein kann - wenn man Marilyn Monroe ist.)

liebst
Ellie♥

Freitag, 29. April 2016

Kur in Kassel: Wie Phönix aus der Asche?

Hallihallo,

Der letzte Tag unserer Kur war wenig spektakulär. Nach dem Frühstück hatte ich noch eine Moorpackung und danach gings auch eigentlich schon auf den Bahnsteig zurück nach Hause. Deswegen möchte ich diesen Post nutzen um eine kleine Einschätzung zu meinem Aufenthalt abzugeben.

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Am besten fange ich mit ein klitzekleines Bisschen „ Kritik“ an. Mal wieder wiederhole ich mich und sage, dass ich mich für die Art Mensch halte, die unbedingt in eine Rehaklinik gehört, da ich mit den meisten der Therapien nichts anfangen kann. Jedoch ist mir aufgefallen, dass sehr viele Menschen sich als zu dieser Art zählen und das Thema deswegen derart wichtig nehmen und einen schon einen Todesblick zuwerfen, nur weil man nicht weiß wo man sein Handtuch hin tun sollf, dass man am liebsten auf seine in laktosefreier Butter geschwenkten Zuckerschoten brechen möchte. 
Ich sah meinen Aufenthalt ja aus einem eher humorvollen Blickwinkel aber alle Anderen, Patienten wie Klinikpersonal, reagierten auf mein Lächeln mit einer derartigen Arroganz, dass ich so eine Woche ( oder eher mehrere, da ein normaler Rehaaufenthalt ja eigentlich länger als eine Woche dauert) ausgehend von der Zwischenmenschlichkeit nie nie nie wieder machen würde. Vielleicht hatte ich aber nur Pech mit der Woche. Hinzu kommen einige fast schon ans Absurde grenzende Therapien.
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Ansonsten war die Woche echt in Ordnung. Zwar konnte ich weder ein grundlegende äußerliche oder geistige Veränderung an mir feststellen, aber ich konnte viele neue Eindrücke sammeln, wofür ich sehr dankbar bin.
Wer mehr der Typ für so was ist, dem wird das ständige Betütteltwerden sicherlich gut gefallen. Mir reicht mein Wald oder ein gutes Buch, aber glücklicherweise sind wir Menschen ja verschieden. Jeder sollte sich etwas suchen, bei dem er oder sie so richtig entspannen und Energie tanken kann. Also ab ins Moor und bewusstem Sauerstoff atmen!

liebst
Ellie♥

Donnerstag, 28. April 2016

Kur in Kassel: Die beste Therapie

Hallihallo,


Schon früher habe ich erwähnt, dass ich mich als den typischen Patienten einer Rehaklinik betrachte und deswegen auch einen anderen Blick auf die dort angebotenen Therapien und überhaupt auf alles habe. Heute war aber der Tag für mich gekommen, an dem ich einfach raus musste, um einen Lagerkoller zu entgehen.


Nach vier Tagen Therapie entsprach meine Stimmung wohl am ehesten der der Dame in der Mitte des oberen Bildes. Während andere ihre Aufenthalt und das damit verbundene Nichtstun offenbar in vollsten Zügen genossen, kämpfte ich mit einer tödlichen Langeweile, schließlich kann ich unmöglich 24/7 Wassertreten gehen. So entschloss ich mich kurzerhand, aus dem Klinikalltag auszubrechen und die Umgebung zu erkunden. Einen Katzensprung von der Klinik entfernt liegt nämlich der wunderschöne Bergpark Wilhelmshöhe. Nun folgen Bilder von meinem Spaziergang durch dieses bezaubernde Fleckchen Natur und manchmal ein kleines Kommentar, da ich eigentlich gar nicht so viel dazu sagen möchte. Ich hoffe einfach, ihr könnt die Bilder so genießen, wie ich meinen Ausbruch genossen habe.


So märchenhaft. Man erwartet, dass aus der winzigen Höhle gleich ein Hobbit herausspaziert und zu einem Abenteuer aufbricht. :'D





Ach wie ich mir wünschte, dass diese Treppe in ein Elfenreich führen würde....

Ein Vorfahr der Grumpy Cat?

Das Schloss Wilhelmshöhe mit integriertem Museum

Blick vom Schloss hinauf zum Herkules


Understatement at it's best? :'D

Das große Gewächshaus...leider für Besucher unzugänglich. Möchte zu gerne wissen, wie herrlich es wohl dort drinnen duftet und blüht.


Ich liebe dieses Bild. Es zeigt den Jussowtempel am Fontänenteich. Im Hintergrund das Aquädukt, dass extra erbaut und dann zu Dekorationszwecken gesprengt wurde. Ja gesprengt...manch einem reicht halt der obligatorische Gartenzwerg als Gartendeko nicht.

Ach Mittag gab's ja auch. " Frischer Gemüseauflauf mit feiner Möhrensauce, dazu Petersilienkartoffeln". Optisch wie geschmacklich eher fade

liebst
Ellie♥

Mittwoch, 27. April 2016

Kur in Kassel: Folter und ein Fellfreund

Hallihallo,

Da der Vortag nicht das gewünschte Ziel, aus meinen zwei plumpen Menschenbeinen eine smaragdgrün schimmernde Flosse werden zu lassen, nicht erreichen konnte gab ich mich damit zufrieden auch nach der Woche nicht zur Meerjungfrau mutieren würde und beschloss den Rest der Zeit trotzdem zu genießen. Mein Therapieplan sah das irgendwie anders...

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Bereits zu Anfang habe ich ja angemerkt, dass es in meinem Reisebericht nicht darum geht, irgendwen zu verunglimpfen, ich es aber auch nicht vermeiden kann, einige der Therapien ein wenig anders zu sehen als diejenigen, die sich eben diese ausgedacht haben. Für mich grenzte bei genauerem Hinsehen und Hineinfühlen einiges auf meinem Plan eher an Foltermethoden als an Therapieformen. Vielleicht habe ich auch einfach einen stark verschobenen Blick auf Duschköpfe.

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Nach dem Frühstück gings für mich zum sogenannten Schielefußbad. Nun fragt man sich der geliebte Leser, um was es sich genau dabei handelt und ob ich dabei so naiv verführerisch aussah wie die junge Dame im Bild über diesem Text. Die zweite Frage kann ich mit einem Wort beantworten: Nö.
Ich kenne auch niemanden, der so richtig anziehend aussieht, wenn er bis zu den Knöcheln in lauwarmen Wasser sitzt, in das die Therapeutin zuvor noch irgendwelche schwarze Flöckchen ( die recht verdächtig nach Muttererde aus dem nahe gelegenen Obi aussehen) rein geschmissen hat und dabei eine ziemlich schräge, schlecht sitzende Atemmaske trägt. Auf die Frage, was man da nu genau einatmet während man eine geschlagene halbe Stunde steif auf seinem Stuhl sitzen muss, folgt ein ätherisch gehauchtes „.... Sauerstoff“.
WOW!!!!1! Sauerstoff? For real? Krasse Scheiße!!!!1! o.O


Nun gut. So viel dazu. Irgendwo wird es irgendwem schon irgendwie helfen. Nach meinem kurierenden, sterbenslangweiligen Schielefußbad ging's auch schon zum Mittagsessen. Auf den Teller kamen „Pellkartoffeln in der Schale mit Kräuterquark dazu frische Rote Bete süß-sauer und zarte Zuckerschoten in lactosefreier Butter“. Hatte ich erwähnt, dass ich die Namen der Gerichte wirklich hinreißend finde?

Nachmittags stand nun eine Therapieform auf meinem Plan, die für mich wohl die skurrilste von allen war. Die Dauerdusche.
Natürlich ist mir bewusst, wie komisch ich mich anhöre und vielleicht übertreibe ich auch maßlos, aber als ich meine Duschkabine betrat, war mir für einen kurzen Moment sehr unwohl. Ein kalter, gefliester Raum in dem nur eine Pritsche steht über der ein Duschkopf hängt. Also wenn einen das nicht an eine Folterkammer erinnert dann weiß ich auch nicht.
Angewendet wurde die Dauerdusche wie folgt. Man stellt zunächst das Wasser an und passt die Wassertemperatur seinen Vorstellungen an. Danach darf man sich schon auf seine Folterbank legen und mit der am Kopfende angebrachten Schnur den Duschkopf langsam bis auf Brusthöhe ziehen. Hat irgendwie was von DIY-Waterboarding, jedenfalls hatte es nicht die entspannende Wirkung auf mich, die die Dauerdusche wohl haben soll.

 Der Gruselfaktor, der die Dauerdusche für mich inne hatte, wurde abends glücklicherweise von einem vielen größeren Spaßfaktor übertroffen. Schon seit unserer Ankunft fieberte ich auf diesen Abend hin, da ich nun neues Plüschleben schaffen durfte.
Da die meisten der Patienten viele Woche in der Klinik verbringen, bietet es sich an, eine kleine Boutique, eine kleine Buchhandlung, ein Friseur etc. im Haus zu haben. Und eben die schnuckelige Klinikboutique bietet auch einen Kurs an in dem man sich seinen eigenen Teddy kreieren konnte. Anfangen mit einer leeren Fellhülle wurde das Kerlchen mit Watte gestopft und anschließend per Nadel, Faden und viel Liebe in ein richtig ordentliches Bärchen verwandelt. 


Ich hatte vermutet, dass ich kläglich scheitern würde, aber ich bin mit dem Endergebnis mehr als zufrieden. Ich empfinde eine gewisse Mutterliebe für meinen kleinen Fellfreund. Leider weiß ich noch nicht, wie der feine Herr heißen soll. Hat jemand einen Vorschlag, um ihn aus der Leere der Anonymität zu retten?

liebst
Ellie♥

Dienstag, 26. April 2016

Kur in Kassel: Leben im Wasser



 Hallihallo,

Eines der Hauptziele meines Rehaaufenthalts schien wohl auch zu sein, dass ich mich in eine Meerjungfrau verwandele, einem Ziel, dem ich nicht abgeneigt war. Leider sind meine Beine nicht zu einer Flosse verschmolzen, obwohl mein Rehaplan verdächtig eifrig heute daraufhin arbeitete.

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Nach dem Frühstück stand ein Bewegungsbad auf dem Plan. Ich wusste zunächst nicht richtig, was ich mir darunter vorstellen sollte. Als die Therapeutin aber aus irgendeinem Raum Poolnudeln hervorzauberte, fielen mir die Schuppen von den Augen. Ich und ein halbes Dutzend anderer, deutlich älterer Teilnehmer, hopsten durchs schulterhohe, lauwarme Salzwasser und vollführten dabei allerhand Kunststücke, wie: die Poolnudel über dem Kopf tragen, die Poolnudel wie ein Ruder benutzen oder auch sich auf die Poolnudel stellen und hüpfen. Wahnsinn, zu was diese Dinger alles taugen. Die Möglichkeiten sind unendlich!
Erstaunlicherweise machte mir das Bewegungsbad ziemlich viel Spaß und war auch recht anstrengend. Dementsprechend hatte ich auch ziemlichen Hunger und freute mich, als die Uhr 1200 zeigte.



Aufgetafelt wurde „gebackenes Rotbarschfilet mit Süßkartoffeln in Thymianmarinade aus dem Ofen an milder Dillsauce dazu Basmatireis und ein Zitronenachtel.“
Zum einen kann ich Süßkartoffeln überhaupt nicht leiden und dieses Gericht konnte daran nichts ändern, zum Anderen finde ich das Wort Zitronenachtel echt super. Unnötig präzise...


Nach dem Mittagessen sollte ich noch ein medizinisches Bad nehmen. Mir wurde versprochen, dass es sehr entspannend sein sollte und so war ich gespannt wie ein Flitzbogen. Es stellte sich heraus, dass ich für 20 min in einer übermäßig tiefen Wanne mit lauwarmen Wasser liegen durfte. Das Wasser wurde noch mit einer Essenz meiner Wahl ( es gab irgendwie nur Lavendel...) versetzt und dann durfte ich auch schon planschen.
Als wirklich entspannend sollte dieses Bad für mich nicht werden. Einerseits weil in der Kabine neben mir eine Omi lag, die eine geschlagene Viertelstunde ein beständiges, keuchendes Husten von sich gab, andererseits hing ausgerechnet  neben meiner Wanne ein recht verstörendes Bild hing.



Mal ehrlich, wie soll man sich entspannen, wenn man dieses Bild gesehen und analysiert hat? Wie soll das gehen? Ich jedenfalls lag mit starrem Blick auf diese komische Fütterungsszenerie und tausend Fragen rauschten durch meinen Kopf. Wer malt so was? Und wieso? Wer findet, dass dieses Bild in eine Rehaklinik gehört?...
So viele Fragen und keine Antwort.
Ich weiß nur, dass auch dieses medizinische Bad mich nicht in eine Meerjungfrau verwandelt habe... :'(
 
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liebst
Ellie♥

Montag, 25. April 2016

Zur Kur in Kassel: Vom Mensch zum wassertretenden Moorhuhn

Hallihallo,

Ich weiß ja nicht, welche Altersklasse ihr mit Rehakliniken verbindet, aber ich für meinen Teil dachte lange, genauer gesagt bis zu diesem Tage, dass diese Kliniken hauptsächlich von Omis aufgesucht werden. Erstaunlicher – oder erschreckenderweise ist dem nicht so. Alle Altersgruppen sind vertreten, was mich sehr überrascht hat. Mein Wunschbild von dutzenden Omis, die gemeinsam stricken, schnattern und dabei Fußbäder nehmen oder in Bademänteln durch die Lobby watscheln wurde also leider nicht befriedigt, aber gut.



Wenn man will, dass was richtig läuft, muss mans wohl selber machen, weshalb ich für mich beschlossen habe, während dieser Woche in die Rolle einer Omi zu schlüpfen, die ihre restlichen Tage zwischen Wassertretbecken und Bewegungsbädern genießt, einfach weil sies kann.


Und so ging es am Montag, nach dem Aufstehen aus meinem Omibett 
( ich nenne es einfach mal so, da über meinem Kopf ein riesiger Kasten hing, in dem ein Radio und ein roter Notfallknopf integriert war, damit eine Omi alles parat falls sie mal Musik hören will oder einen Herzanfall bekommt) 
schon mit einer Moorpackung los. 
Ich hab sowas zuvor noch nie gemacht und war dementsprechend gespannt. Als ich dann auf der Liege, eingewickelt in ein Laken lag und meine Rückenpartie samt Nacken von klitschig-warmen Moorpäckchen gewärmt wurde, kam ich mir wie eine dicke Raupe kurz vor der Verwandlung in einen Schmetterling vor – nur das ich danach keine Flügel hatte, dafür aber mein Rücken ein wenig sumpfig und vermodert gerochen hat.


Nächster Punkt auf meinem Therapieplan war Wassertreten, was ich davor so auch noch nicht gemacht habe. Zuvor war Wassertreten für mich immer nur das vorsichtige Tippeln an der Wasserkante eines Sees, wenn es im Sommer verdammt heiß ist, das Wasser aber noch klirrend kalt und man sich zwischen dem Hitze-oder Kältetod zu entscheiden hat. Oh ich hatte keine Ahnung, wie ausgeklügelt und edel zugleich das storchengleiche Treten in knietiefem Wasser sein kann.


Wie man auf dem Bild sieht, gibt es zwei Becken. Das linke ist mit warmen, das rechte mit kaltem Wasser gefüllt. Zunächst dreht man drei Runden im linken Becken, danach eine im kalten. Das ganze wird dann zwei Mal wiederholt. Hört sich einfach an, ist es auch und macht irgendwie auch Spaß. Besonders wenn man wirklich so tut, als wäre man ein Storch und das Bein so hoch anzieht wie man kann und dabei den Kopf im Rhythmus vor und zurück bewegt. Die ganze Prozedur nämlich ernst zu nehmen, ist ( für mich jedenfalls) unmöglich.


Nach meinem belebenden Aufenthalt im antik angehauchtem Wasserbecken gab es auch schon Mittagessen. Normalerweise mache ich das nicht und finde es auch bei anderen eher fragwürdig, aber diese Woche habe ich eine Ausnahme gemacht und …..mein Essen fotografiert. 
Ich habe es nur für euch, meine lieben Leser gemacht, damit ihr einen Einblick bekommt, was für Essen man in einer Rehaklinik bekommt, also freut euch gefälligst und lobpreiset mich! :'D
Tags zuvor habe ich mich für den Essensplan der >leichten Vollkost < entschieden, was sich mega gesund aber auch mega langweilig anhört. Beides war in gewisser Weise der Fall, wenn man eine Prise Salz an seinem Essen gewöhnt ist. Genießbar war es trotzdem, sodass ich mich am Montag an "Spaghetti mit „ Bolognesesoße“ ( keine Ahnung wieso da jemand Gänsefüßchen ran gemacht hat. In Sachen Nahrung sind Gänsefüßchen ja nicht immer ein ausgesprochen gutes Zeichen o.O' ) vom Rind mit frischer Zucchini mit Pesto"  erfreuen konnte. Parmesan war optional und wurde von mir auch ausgiebig verwendet.

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Da ich nachmittags nichts mehr auf meinem Plan zu stehen hatte, folgte ich einem unterirdischen Geheimgang um zur Therme zu gelangen. Dort angekommen schmiss ich mich bis zum Abendessen in die salzigen Fluten und rutschte so oft, wie es sonst nur präpubertären Jungs an einem heißen Tag im Hallenbad machen, mit dem Sinn, so abgefahren wie möglich eine Rutsche hinunter zu gelangen und dabei natürlich seine Lippen blau zu färben. Ich kann bereits verraten, dass das ein wichtiger Aspekt meiner Kurwoche sein wird.

liebst
Ellie ♥