Samstag, 16. August 2014

Rachel - der Film



Hallihallo,



Ich gebe es zu – dieses Buch habe ich rein zufällig entdeckt und ehrlich gesagt auch nur wegen dem Titel gekauft. Ich habe es neulich beim Stöbern auf Amazon gefunden und musste es einfach bestellen. Als es dann vor zwei Tagen endlich ankam, habe ich mich tierisch gefreut und sofort angefangen zu lesen. So habe ich es geschafft, das ganze Buch nach zwei Tagen (also insgesamt mit Pausen und Schlafen, ne) ausgelesen zu haben und freue mich deshalb jetzt darauf euch von meinem Leseabenteuer zu berichten. Es folgt also eine kleine Rezension, die länger wurde als zunächst geplant.


Kostenpunkt: 14, 99 €


In Ich und Earl und  das sterbende Mädchen  geht es, wie der unscheinbare Titel vielleicht schon verraten könnte, um einen Hauptprotagonisten, dessen Freund Earl und ein sterbendes Mädchen. (Man wer hätte das gedacht?)

So wenig vielversprechend der Titel auch anmuten mag, er passt einfach zum restlichen Buch. Nicht weil die Story so einfallslos ist, sondern weil es genau der Titel wäre, den Greg Gaines (besagter Hauptprotagonist und Ich-Erzähler) für das Buch gewählt hätte.

Greg Gaines ist nämlich ein stinknormaler 17jähriger, der zur Highschool geht und versucht sein Leben so zu meistern, wie er eben auch die Schule meistert – indem er ja nicht wirklich auffällt und sich aus allem raus hält. So ist er bei allen Highschoolklischeegrüppchen bekannt, aber bei keiner richtig eingespannt. Die einzige Person, mit der er ein wenig mehr zu tun hat ist Earl Jackson, den Greg aber auch nicht als Freund sondern eher als Arbeitskollege bezeichnet, da die beiden zusammen, mehr schlecht als recht laienhafte Filme drehen und darauf eben ihre Beziehung basiert.

Gregs relativ ruhiges Leben wird am ersten Schultag in der Abschlussklasse zerrüttet, als seine Mutter ihm berichtet, dass Rachel Kushner, eine seiner „Exfreundinnen“ an Leukämie erkrankt ist und ihn daraufhin bittet Rachel, die sich selbst schon aufgegeben hat, aufzumuntern.

Jetzt denkt man sofort an dieses kitschiges >unheilbar an Krebs erkrankter Jugendlicher entdeckt noch einmal die Freuden des Lebens und lernt dabei seine große Liebe kennen< -Thema, dass spätestens nach Das Schicksal ist ein mieser Verräter vom Godfather of Jugendliteratur John Green nicht nur kitschig sondern auch noch ein böser Abklatsch ist, der mit dem Tod bestraft wird, aber diese Ambitionen hat Ich und Earl und das sterbende Mädchen auch gar nicht. Eher im Gegenteil. Das Buch greift das Thema teilweise schon sarkastisch auf.



Greg selbst macht schon am Anfang deutlich, dass er keinerlei Erkenntnisse durch seine Zeit mit Rachel und ihrer Krankheit erlangt hat und rät dem Leser oft auch mitten im Lesen, das Buch einfach wegzulegen, weil es, seiner Meinung nach so schlecht ist.

Er ist eben ein ganz normaler Junge mit keinerlei philosophischen Ansprüchen an den Leser und schwängert deshalb auch nicht die Handlung unnötig mit detaillierten Berichten darüber, wie der Krebs Rachel langsam aber sicher zerstört, da er ja weiß, dass er nichts daran ändern kann.

Auch nimmt er schnell vorweg, dass er weder mit Rachel eine schnulzige Liebesbeziehung eingeht, noch dass eine Wunderheilung erfolgt und Greg glücklich vereint mit Rachel alt wird.


Das einzige, was er und sein Kumpel Earl für sie tun können, ist sie mit einem selbstgedrehten Film aufzuheitern, da Rachel die einzige Person ist, die die Filme der Jungen wirklich gut findet.

Aber auch hier macht Greg der ganz normal verkorkste Alltag einen Strich durch die Rechnung. Sie drehen viele unterschiedliche, grottenschlechte Filme, die sie zu einem zusammen schneiden und erst nach Rachels Tod fällt Greg ein, dass sie eigentlich ihre Zeit damit vergeudet haben und es besser gewesen wäre, Rachel selbst für die Nachwelt festzuhalten.

Schlussendlich konnte der Film Rachel nicht retten. Greg und Earl müssen trotzdem weiter leben und was bleibt ist die ernüchternde Erkenntnis, dass sie zu keiner tiefgründigen Erkenntnis gelangt sind.



Was mich an diesem Buch so gefesselt hat, ist, wie mit dem Thema Krebs in diesem Fall umgegangen wurde. Es wird weder glorifiziert noch hoch dramatisch und langatmig beschrieben aber auch nicht als lapidar abgetan. Vielmehr versucht das Buch durch Sarkasmus zu sensibilisieren, so komisch das jetzt auch klingt.

Dadurch dass Greg eben so ein normaler Typ ist, der ins Kalte Wasser geworfen wird, hat er keine wirkliche Ahnung, wie er sich verhalten soll und erscheint dadurch recht unsensibel und makaber. Greg repräsentiert einfach die Normalsterblichen unter uns, die versuchen, so gut es geht, etwas zu bewirken, ohne dabei im Schwall Lebensweisheiten aus Glückskeksen und vieldeutige Sätze, die zum Nachdenken anregen sollen, von sich geben.

Schlussendlich steht man im Kampf, den man nur verlieren kann schließlich doch nur vor einem Scherbenhaufen, ob man nun zuvor geschwafelt hat, oder eben nicht. Und doch muss das Leben weiter gehen, ob man will oder nicht.



Da ich selbst jetzt schon ziemlich viel geschwafelt habe, versuche ich mich kurz zu fassen. Jesse Andrews ist mit Ich und Earl und das sterbende Mädchen wirklich eine Glanzleistung als Debütroman gelungen. Er wird jetzt sogar schon mit John Green verglichen obwohl ich sagen muss, dass man die zwei nicht miteinander auf eine Stufe stellen kann. Schon weil Mr Andrews erst ein Buch geschrieben hat, aber das soll jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann euch aber

Ich und Earl und das sterbende Mädchen wirklich ans Herz legen, weil es nicht nur vom Thema her der Hammer ist und zugleich irrsinnig komisch und doch tief berührend ist. Auch die Kaptitelbezeichnungen, die wunderbar schrulligen Charaktere und die, wie in einem Filmskript, vereinfachten Handlungsstränge und Dialoge sind herrlich. Das Buch lohnt sich wirklich.




Kleiner „Funfact“ (…nicht) zum Schluss: Jesse Andrews ist als Autor leider noch so unbekannt, dass es keinen Wikipediaeintrag zu ihm gibt und, wenn man den armen Mann doch mal googeln sollte, der Eintrag einer Pornodarstellerin mit demselben Namen angezeigt wird. Das wollte ich euch jetzt nicht vorenthalten und zieht natürlich den vorherigen, mit Hirnschmalz angereicherten Text wieder auf eine intellektuelle Tiefebene aber hey!



liebst

Elli



- Herrje ist das viel geworden. Entschuldigung -

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