Mittwoch, 27. April 2016

Kur in Kassel: Folter und ein Fellfreund

Hallihallo,

Da der Vortag nicht das gewünschte Ziel, aus meinen zwei plumpen Menschenbeinen eine smaragdgrün schimmernde Flosse werden zu lassen, nicht erreichen konnte gab ich mich damit zufrieden auch nach der Woche nicht zur Meerjungfrau mutieren würde und beschloss den Rest der Zeit trotzdem zu genießen. Mein Therapieplan sah das irgendwie anders...

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Bereits zu Anfang habe ich ja angemerkt, dass es in meinem Reisebericht nicht darum geht, irgendwen zu verunglimpfen, ich es aber auch nicht vermeiden kann, einige der Therapien ein wenig anders zu sehen als diejenigen, die sich eben diese ausgedacht haben. Für mich grenzte bei genauerem Hinsehen und Hineinfühlen einiges auf meinem Plan eher an Foltermethoden als an Therapieformen. Vielleicht habe ich auch einfach einen stark verschobenen Blick auf Duschköpfe.

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Nach dem Frühstück gings für mich zum sogenannten Schielefußbad. Nun fragt man sich der geliebte Leser, um was es sich genau dabei handelt und ob ich dabei so naiv verführerisch aussah wie die junge Dame im Bild über diesem Text. Die zweite Frage kann ich mit einem Wort beantworten: Nö.
Ich kenne auch niemanden, der so richtig anziehend aussieht, wenn er bis zu den Knöcheln in lauwarmen Wasser sitzt, in das die Therapeutin zuvor noch irgendwelche schwarze Flöckchen ( die recht verdächtig nach Muttererde aus dem nahe gelegenen Obi aussehen) rein geschmissen hat und dabei eine ziemlich schräge, schlecht sitzende Atemmaske trägt. Auf die Frage, was man da nu genau einatmet während man eine geschlagene halbe Stunde steif auf seinem Stuhl sitzen muss, folgt ein ätherisch gehauchtes „.... Sauerstoff“.
WOW!!!!1! Sauerstoff? For real? Krasse Scheiße!!!!1! o.O


Nun gut. So viel dazu. Irgendwo wird es irgendwem schon irgendwie helfen. Nach meinem kurierenden, sterbenslangweiligen Schielefußbad ging's auch schon zum Mittagsessen. Auf den Teller kamen „Pellkartoffeln in der Schale mit Kräuterquark dazu frische Rote Bete süß-sauer und zarte Zuckerschoten in lactosefreier Butter“. Hatte ich erwähnt, dass ich die Namen der Gerichte wirklich hinreißend finde?

Nachmittags stand nun eine Therapieform auf meinem Plan, die für mich wohl die skurrilste von allen war. Die Dauerdusche.
Natürlich ist mir bewusst, wie komisch ich mich anhöre und vielleicht übertreibe ich auch maßlos, aber als ich meine Duschkabine betrat, war mir für einen kurzen Moment sehr unwohl. Ein kalter, gefliester Raum in dem nur eine Pritsche steht über der ein Duschkopf hängt. Also wenn einen das nicht an eine Folterkammer erinnert dann weiß ich auch nicht.
Angewendet wurde die Dauerdusche wie folgt. Man stellt zunächst das Wasser an und passt die Wassertemperatur seinen Vorstellungen an. Danach darf man sich schon auf seine Folterbank legen und mit der am Kopfende angebrachten Schnur den Duschkopf langsam bis auf Brusthöhe ziehen. Hat irgendwie was von DIY-Waterboarding, jedenfalls hatte es nicht die entspannende Wirkung auf mich, die die Dauerdusche wohl haben soll.

 Der Gruselfaktor, der die Dauerdusche für mich inne hatte, wurde abends glücklicherweise von einem vielen größeren Spaßfaktor übertroffen. Schon seit unserer Ankunft fieberte ich auf diesen Abend hin, da ich nun neues Plüschleben schaffen durfte.
Da die meisten der Patienten viele Woche in der Klinik verbringen, bietet es sich an, eine kleine Boutique, eine kleine Buchhandlung, ein Friseur etc. im Haus zu haben. Und eben die schnuckelige Klinikboutique bietet auch einen Kurs an in dem man sich seinen eigenen Teddy kreieren konnte. Anfangen mit einer leeren Fellhülle wurde das Kerlchen mit Watte gestopft und anschließend per Nadel, Faden und viel Liebe in ein richtig ordentliches Bärchen verwandelt. 


Ich hatte vermutet, dass ich kläglich scheitern würde, aber ich bin mit dem Endergebnis mehr als zufrieden. Ich empfinde eine gewisse Mutterliebe für meinen kleinen Fellfreund. Leider weiß ich noch nicht, wie der feine Herr heißen soll. Hat jemand einen Vorschlag, um ihn aus der Leere der Anonymität zu retten?

liebst
Ellie♥

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