Mittwoch, 9. August 2017

Das Leben und Leiden der Nummer 717

Wir Menschen denken sehr oft, dass wir sehr viel wissen, obwohl wir es nicht tun. Unser Wissensschatz ist eigentlich nur so groß wie ein Staubkorn und doch bilden wir uns ungeheuer viel darauf ein. In unserer Verblendung nehmen wir an, dass alle anderen Tiere uns unterlegen sind und wir mit ihnen machen dürfen, was wir wollen, schließlich können wir Atomwaffen konstruieren und die Regenwälder unserer Erde abholzen, was der gemeine Mistkäfer nicht kann. Ja wir machen es uns einfach wenn es darum geht, festzustellen, welche Tierart ganz oben auf der Rangliste steht. Dabei vergessen wir so schnell, wie klein und unbedeutend wir eigentlich sind und verdrängen, dass andere Tierarten Dinge können, von denen wir nur träumen.

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Bienen sind dafür ein gutes Beispiel. Niemand würde uns Menschen vermissen, wenn wir mit einem Schlag nicht mehr auf der Erde wandeln würden. Stellt man sich aber vor, dass von einer Sekunde zur nächsten keine Bienen mehr gäbe, so könnten wir unser Leben, so wir es kennen, abschreiben. Trotzdem sehen wir sie meistens als nervtötend wenn nicht sogar als furchteinflößend an, wenn die gestreiften Himmelsstürmerinnen im Sommer durch die Luft sausen. Laline Paull bringt uns mit ihrem Buch >Die Bienen< eine honiggoldene Fabel, die es vielleicht irgendwann einmal sogar schafft, uns Unwissenden zu zeigen, dass wir so vieles nicht wissen und nicht der Nabel der Welt sind.



Laline Paull wurde als Tochter von indischen Einwanderen in London geboren. Schon früh entdeckte man ihr Talent, sodass sie mit Leichtigkeit ein Stipendiat an der Universität in Oxford gewann. Ihre akademische Laufbahn führte Laline zudem nach Los Angeles und zurück nach London.
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Zur Epik kam sie erst spät, das sie laut eigener Aussage es sich nicht traute, einen Roman zu schreiben, aus Angst, sie könnte ihrer liebsten Gattung nicht gerecht werden. Sehr bescheiden, wenn man bedenkt, wie gut ihre Arbeit als Bühnenautorin war und ist.
Ihre Werke sind sehr von der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur beeinflusst. Denn obwohl Laline als Stadtkind aufwuchs, so nutzten doch ihre Eltern jede Möglichkeit, ihre Tochter aufs Land zu entführen. Das merkt man auch in ihrem Erstlingswerk >Die Bienen<.

Flora 717 wird als Säuberungsbiene in der rangniedrigsten Sippe ihres Stocks geboren. Durch diesen Umstand hat sie eigentlich weder Aufstiegschancen noch Mitspracherecht. Auch dem Mantra des Stocks,"Arbeiten. Gehorchen. Dienen.", kann sie nicht viel abgewinnen. Denn Flora 717 ist nicht wie ihre Schwestern.
Sie ist viel größer, stärker und kann zudem sprechen, was eigentlich nur die ranghöheren Sippen können und dürfen. Zudem ist ihr eine Neugierde angeboren, die auch nicht zu ihrer Sippe passt. Flora 717 sieht sich nämlich dazu geboren, wie die anderen Fliegerinnen hinaus in die Freiheit zu fliegen und Honig zu sammeln. Dieser Traum ist für sie nicht ganz ungefährlich, denn normalerweise werden Bienen, die nicht in die Kaste passen "erlöst".
Durch einige Zufälle gelingt es ihr aber dennoch, ihrer Kaste zu entfliehen und bei den Ammen unterzukommen, wodurch sie der Königin und ihrem Traum ein Stückchen näher ist.



Alles ändert sich aber, als Flora plötzlich unfreiwillig selbst ein Kind gebiert - ein grober Verstoß gegen die Rangordnung, der schwer bestraft wird, da nur die Königin das Recht hat, sich fortzupflanzen. Flora versucht dennoch
alles, um ihr Kleines zu retten und gleichzeitig unentdeckt zu bleiben. Und wenn dieser Trubel nicht schon reichen würde, spürt auch noch, dass ihre geliebte Königin immer schwächer wird. Ein Wettsummen mit der Zeit beginnt, den nicht alle gewinnen werden.

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Das Buch ist wirklich mal originell. Zwar war mir die geflügelte Hauptfigur irgendwann einfach zu anstrengend, aber das gesamte Drumherum war äußerst lesenswert. Wenn erzählt wird, wie die Bienen zur Begrüßung einander etwas vortanzen oder wie der holde Duft der Königin durch den Stock gleitet und bei allen ein wohliges Gefühl der Geborgenheit hinterlässt, dann ist das schon irgendwie magisch. Flora 717 passt jedoch als Außenseiter dort nicht hinein und was andere vielleicht gerade interessant finden, langweilt mich eher zu Tode.
Flora 717 ist nicht Biene Maja, schon klar, aber als Mary Sue macht sie auch keine besonders gute Figur. Trotzdem ist das Buch für Bienenfreunde und die, die es werden wollen, durchaus zu empfehlen, da es uns zeigt, dass auch die klleinsten Lebewesen liebens-und schützenswert sind.

liebst

Ellie♥

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