Dienstag, 7. Juli 2015

Hej! - Meine Skandinavienreise – Tag 2

Hallihallo,

29.Juni 2015 / Kopenhagen
Märchen und Marihuana

Den Begriff Urlaub setzt man unweigerlich mit Entspannung gleich. Entspannung wiederum hat viel mit dem Prinzip des Sich-einfach-mal-treiben-lassen zu tun und sollte somit nicht an Termine oder Uhrzeiten gebunden sein. Frühes Aufstehen, wie man es vom Alltag gewohnt ist, schließt sich damit also eigentlich aus. Leider kann man nicht alles abschalten und manchmal ist das sogar von Vorteil.

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Wieso ich das hier so ausweite? Vielleicht um den Leser nicht zu verstören, wenn ich ihm gleich unterbreite, dass ich am zweiten Tag in Kopenhagen das erste Mal bereits um 06:30 Uhr morgens aufgestanden bin. Nur um zu sehen, dass es wie aus Eimern schüttet und mich dann wieder in die Federn fallen zu lassen. Eine Stunde später sah das Wetter glücklicherweise schon viel schöner aus. Das hat mich wirklich gefreut, da wir viel für diesen Tag geplant hatten und es doch wirklich sehr traurig gewesen wäre, wenn das hätte ins buchstäbliche Wasser fallen müssen.
Nach einem kleinen Frühstück machten wir uns auch schon auf zur kleinen Meerjungfrau. Die ewig junge Dame lag etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von unserem Hostel entfernt und war für mich wohl das wichtigste Ziel unseres Sightseeingausflugs. Meerjungfrauen sind ein bedeutsamer Bestandteil meiner märchenhaften Kindheit und so musste diese natürlich auch besucht werden.


Unser Weg führte uns größtenteils am Wasser entlang. Einmal mussten wir in die Stadt ausweichen, da Kopenhagen zur Zeit unseres Aufenthalts eine einzige, riesige Baustelle war, was aber nicht schlimm war, denn so gelangten wir in die Altstadt, die mittlerweile auch Heimat vieler internationaler Botschaften ist.


Mein Herz schlägt einfach aus unerfindlichen Gründen für diese alten Häuserreihen, die man in so vielen Hafenstädten finden kann. Sie sind wunderschön und charmant. Dazu noch Möwen im Gleitflug und angrenzende, enge werdende Gassen, die einen immer weiter in die Vergangenheit der Stadt führen und ich bin wunschlos glücklich. Eine der Gassen führte uns, ohne das wir es davor so geplant hatten, zum Schloss Amalienburg – der Residenz der dänischen Königin Margarethe II.



Paläste und Königshäuser sind doch noch mal etwas ganz Besonderes. Egal wie sehr unsere modernen Bauten an den Wolken kratzen und wie sehr ihr Skelett aus Glas und Stahl auch im Sonnenlicht funkeln mag, einem Königshaus mit wehender Fahne können sie einfach nicht das Wasser reichen. 
Das Schloss Amalienburg mit seinem runden Platz, der von vielen Wachen und einer Reiterstatue bewacht wird, hat einfach Charakter, wenn nicht sogar eine gewisse Autorität. Das Gebäude allein reicht schon um Zucht und Ordnung herzustellen. Schon irgendwie faszinierend.



Sollten mal die architektonischen Schöpfungen versagen, gibt es ja wie gesagt noch die königlichen Wachen in ihren kleinen, roten Häuschen, die mich immer zum Schmunzeln bringen, weil sie mich an zu groß geratene Zinnsoldaten erinnern. Das die aber auch anders können, durften Mama und ich auch feststellen. Oftmals werden die würdevollen Wachen der Königin nämlich als Fotomotiv missbraucht. So auch dieses Mal. Eine Frau rückte einer Wache, auf Anweisung ihres dauerknipsenden Ehegatten, immer weiter auf die Pelle, bis der sie einfach zur Seite schupste. Als wäre nichts vorgefallen, wandte er sich dann samt Partner um und schritt so erhaben zurück zu seinem Häuschen. 



Alles, ohne auch nur mit der wachhabende Wimper zu zucken, während sie eine völlig verdutzte Frau einfach zurückließen ohne das auch nur ein Foto geschossen war. Ja so eisern kann dann doch ein Zinnsoldat sein.



Aber genug von den königlichen Wachen, von denen sich so mancher Berliner Türsteher was abgucken kann, schließlich lag unser eigentliches Ziel noch vor uns. Und ehe wir es uns versahen, war sie auch schon auf ein mal da. Die kleine Meerjungfrau, wohnhaft in Kopenhagen.
Spitze Zungen behaupten ja, dass die junge Frau wäre mickrig und der ganze Rummel um sie völlig übertrieben. Aber wie stellen diese Leute sich denn eine Meerjungfrau vor? Sie ist doch ein zartes Wesen und kein bulliger Berserker. Um es klar zu stellen: Ja die kleine Meerjungfrau ist klein. ( Wer hätte es gedacht ). Sie hat etwa die Größe einer normal großen Frau, die auf einem Stein sitzt. Aber erst das macht sie doch erst so authentisch, oder nicht?

Schaut man sich die zierliche Gestalt so an, ahnt man nichts von ihrem eigentlichen , doch sehr tragischen Ende. Wir Disneykinder kennen ja nur die Version, in der sie sowohl Stimme als auch Prinzen zum Schluss wieder ihr Eigen nennen darf, Hans Christian Andersen war dann doch etwas düsterer. In der Originalversion wird ihre Liebe nämlich nicht erwidert, woraufhin das arme Mädchen so betrübt ist, dass sie in ihre alte Heimat zurückkehren will. Leider erhält sie aber auch nicht ihre Flossen zurück, weshalb sie ihre Beine zusammennäht, sich von einer Klippe stürzt und sich in schneeweißen Meerschaum verwandelt. Traurig aber wahr.

 Um den Leser nicht weiter zu betrüben, verlassen wir die kleine Meerjungfrau und begeben uns ins angrenzende Kastell Kopenhagens. Ein Kastell ist eine militärische Befestigungsanlage in dem meistens auch ein Militärlager untergebracht ist. Daher liegt es auch auf der Hand, dass ein Kastell akkurat geplant und strukturiert aufgebaut ist, um dem Feind so wenig Angriffsfläche und einem selbst so viel Schutz wie möglich bieten. 

Dass ein Kastell dabei wie ein kleiner Stern aussieht, trägt zwar nicht unbedingt zur Abschreckung bei, der gemeine Feind hat trotzdem wenig zu lachen, da sich in den Sternspitzen Wachposten verstecken. 


Heutzutage hat das Kopenhagener Kastell zwar seine militärische Bedeutung gegen eine touristische eingetauscht, als wir dort hindurch gestrolcht sind, fand aber gerade eine Gedenkveranstaltung statt, weshalb wir lieber umliegenden Park mit der schönen Kirche erkundet haben.


Danach führte uns unser Weg zum Tivoli. Schon gestern habe ich ein wenig über den wohl berühmtesten Freizeitpark Europas berichtet und ihn zu besuchen war wirklich herrlich. 


Der Park ist ein einziges, niedliches Märchenparadis. Als Heimat von Hans Christian Andersen liegt die Messlatte auch hoch, was das Schaffen verwunschene Orte und liebevoller Details betrifft, aber das Tivoli hat seine Sache wirklich großartig gemacht. Hier wurde sogar darauf geachtet, dass die Treppengeländer ansprechend aussehen. Wirklich niedlich! 


Überall entdeckt man zauberhafte Welten, Anspielungen an den größsten Märchenerzähler Dänemarks und seine Werke und auch die Restaurants, Attraktionen und Showbühnen sind dementsprechend angepasst. 





Außerdem ist alles ruhig und idyllisch, obwohl man sich mitten in der Hauptstadt befindet und man auch mal von einer zischenden Achterbahn überrascht werden kann. Der Park ist nicht nur für Kinder ein wahres Vergnügen und wirklich jedem, der mal nach Kopenhagen reist zu empfehlen.


 Wer also in eine zuckersüße Märchenwelt eintauchen möchte, in der noch alles in Ordnung ist und Pferde von den Felswänden hängen, der ist hier absolut richtig. Es gibt wirklich außerordentlich viel zu entdecken und erleben, weshalb es auch außer Frage steht, dass das Tivoli nicht nur von Touristen sondern sogar eher von Einheimischen besucht wird, die hier einen schönen Tag mit ihrer Familie verleben. 


Ich weiß ich wiederhole mich, aber es war einfach nur schön, wie alles aufeinander abgestimmt war. Sogar die parkeigene Feuerwehr wurde verniedlicht. Das nenne ich Liebe fürs Detail.


Zwar haben Mama und ich hier nur zu Mittag gegessen, aber viel fotografieren konnte ich trotzdem, weshalb die geschätzte Leserschaft nun mit Bildern aus einer anderen, putzigen Welt bombardiert wird. Es lebe die Märchenwelt!


Leider ging es danach viel zu schnell wieder zurück in die Realität, die aber auch gar nicht mal so übel war. Auf unserem Plan hatten wir noch einen Punkt notiert, bevor wir zu einer ausgedehnten Mittagspause übergehen wollten. Ein erfrischendes Bad im Hafenschwimmbad von Kopenhagen. Der Weg dorthin war nicht allzu lang, lag das Schwimmbad doch genau gegenüber unseres Hostels. Mutig machten wir uns also auf. Eine Erfrischung war das Bad in den salzigen Fluten des Hafenbeckens allemal, betrug die Wassertemperatur doch knackige 16°C. Zwar ist man ja bekanntlich nicht aus Zucker, aber nach drei Runden im Becken gaben wir uns doch geschlagen – die Ostsee war dann doch ein wenig zu kühl. Sobald die Wassertemperaturen steigen, kann ich mir das Hafenbecken aber durchaus als belebtes Stadtbad vorstellen, bekommt man doch die wunderbar erquickende Mischung aus Sonne und Salzwasser für umsonst.

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Abends verließen wir für ein paar Stunden unsere Komfortzone und wechselten diese in dieser Zeit gegen die dänischen Auslegung von Anarchie ein. Der Freistaat Christiania befindet sich in Kopenhagen, will aber mit Kopenhagen so gar nichts zu tun haben. Oder mit festen Regeln und Verboten der Zivilisation. Hier wird eifrig auf dem Grad zwischen künstlerischer Freiheit und muffiger Verlottertheit herumgetanzt und es scheint den Bewohnern Christianias sehr viel Spaß zu machen. 

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Vielleicht wundert man sich der geschätzte Leser, wieso ich keine eignen Fotos hochstelle, sondern auf Alternativen zurückgreife, aber ich hatte einfach nicht den Mumm Fotos zu schießen – da bin ich ganz ehrlich. Bei Anbruch der Dämmerung kann es hier nämlich auch durchaus unangenehm werden, auch wenn die Freistaatler prinzipiell nett sind. Außerdem ist in einigen Bereichen, wie der weltbekannten Pusherstreet, das Fotografieren sowieso strikt untersagt, da in Christiania legal mit Marihuana gehandelt werden darf, dieses Angebot aber natürlich nicht außerhalb des Freistaat gilt. Angst muss man trotz allem nicht haben, da einem nichts passieren kann, solange man seinen Fotoapparat nicht zückt oder ein Polizist mit Drogenspürhund ist. Oder beides.

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Ich bin keineswegs übermäßig ängstlich oder scheu, aber als wir das Haupttor wieder nach draußen passierten, fiel mir doch ein kleiner Stein vom Herzen. Wahrscheinlich müsste man Christiania am Besten tagsüber besuchen, da der Freistaat dann doch zu aufregend ist, als das man vor ihm Angst haben müsste. Meinen Schlaf hat der Besuch jedenfalls nicht beeinträchtigt.

liebst
Elli♥

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