Hallihallo,
Jeanne Sobelson kam am 4
Dezember 1920 im beschaulichen Flushing, Queens als dritte von fünf Töchtern
zur Welt. Sie wuchs in überaus gesitteten Verhältnissen auf und entschied sich
nach ihrem Schulabschluss für ein Studium in Alabama.
Als ihr Vater starb, brach
sie fürs Erste ihr Studium ab und kehrte in ihre alte Heimatstadt zurück. Dort
verliebte sie sich in Jules Manford, dessen Namen sie auch annahm und nahm in
den 1930er ihr Studium wieder auf.
Sie wurde Lehrerin und bekam
mit ihrem Mann drei Kinder – Charles, Morty und Suzanne. Jeanne kümmerte sich
rührend um ihre Kinder und nahm ihren Beruf als Grundschullehrerin ernst.
Eines Abends dann im April
1972 ein Anruf aus der örtlichen Polizeistation. Die kleine Lehrerin mit der
weichen Stimme nahm ab und erfuhr, dass ihr Sohn Morty während einer Demonstration
verhaftet wurde. Noch wichtiger empfand der Police Officer aber scheinbar den
Grund.
„ Wussten Sie, dass ihr Sohn
homosexuell ist?“ soll er bestürzt Jeanne Manford gefragt haben und war
höchstwahrscheinlich sehr überrascht, als ihre Antwort aus dem Hörer säuselte.
„ Ja, Ich weiß. Wieso
belästigen Sie ihn?“ meinte Jeanne nur.
Dieser kleine Satz gilt
heute für viele Homosexuelle und ihre Eltern als erster Schritt Jeanne Manfords
in ihre Karriere als Aktivistin für die Rechte von Homosexuellen.
Im selben Jahr klingelte das
Telefon erneut mit der fürchterlichen Nachricht, dass ihr Sohn Morty, aufgrund
seiner Sexualität brutal zusammen geschlagen worden war und jetzt im
Krankenhaus lag. Er wollte friedlich Flyer verteilen und wurde von seinen
Angreifern halbtot getreten.
Jeanne spürte, dass sie
jetzt handeln musste. Sie hatte 1966 Mortys älteren Sohn Charles an einer Überdosis
verloren und konnte keinen weiteren Verlust mehr verkraften.
Zunächst schrieb sie, am 29
April 1972, einen Protestbrief an die New York Post, in dem sie sich selbst als
Mutter eines Homosexuellen preis gab und die Untätigkeit der Polizei
verurteilte.
Zu der damaligen Zeit galt
Homosexualität als Geisteskrankheit und ihre Art sich zu lieben war eine
Straftat in den USA. Noch heute gibt es spezielle Camps und Organisationen, die
Homosexuelle von ihrer „ ekelhaften“ sexuellen Einstellung erlösen soll.
Christliche Organisationen und Sekten gehen sogar davon aus, das Schwule und
Lesben von Dämonen besessen seien, die man mit Gewalteinwirkung vertreiben
müsse. Das Homosexuelle eben eigentlich ganz normal leben und lieben, kommt
noch heute vielen Menschen nicht in den Sinn. Auch das sie für gewöhnlich in
einem gesundem sozialem Umfeld leben, ist für diese ignoranten Menschen
undenkbar. Und doch haben auch Schwule und Lesben Eltern, die sie lieben so wie
sind – so wie Jeanne Manford, die Mortys nach Krankenhausaufenthalt bewusst den
Schritt in die Öffentlichkeit wagte.
Der Journalist Andy Humm interviewt Jeanne Manford bei einem Protestmarsch in Queens 1993. |
In dem wohl wichtigstem Jahr
ihres Lebens 1972 nahm sie mit Morty am 25 Juni in New York an einem Marsch,
dem New York’s Christopher Street Liberation Day March teil, der als Vorgänger
der heutigen Pride Parade angesehen wird. Ähnlich wie andere Demonstranten
hielt auch Jeanne ein Schild stolz erhobenen Hauptes, auf dem: „Eltern von
Homosexuellen: Vereinigt euch, um unsere Kinder zu unterstützen.“ zu lesen war.
Jeanne Manford beeindruckte viele Homosexuelle mit ihrer Einstellung und sie
erinnerte sich später in einem Interview, dass junge Menschen sie umarmt und
geküsst haben und gefragt haben, ob sie nicht mit ihren Eltern sprechen könnte.
Jeanne fiel eine noch
bessere Idee ein. Zusammen mit ihrem Mann Jules und ihrem Sohn Morty gründete
sie 1973 sie in die Organisation Parents, Families and Friends of Lesbians and
Gays – kurz PFLAG. Das erste offizielle Treffen fand in einer Kirche in
Greenwich Village statt und zählte 20 Teilnehmer. Rasend schnell wuchs die
Organisation jedoch und zählt heute mehr als 350 Gruppen mit über tausend
Mitgliedern.
1982 starb ihr Ehemann Jules
und zehn Jahre später ihr geliebter Sohn Morty, nachdem er jahrelang unter AIDS
gelitten hatte. Jeanne zog zu ihrer Tochter Suzanne nach Kalifornien und setzte
sich weiter für PFLAG ein. Sie starb am 8. Januar 2013 im Alter von 92 Jahren,
aber ihre Liebe und Humanität wird überleben.
Durch ihr Engagement trug
sie viel zur rechtlichen Gleichstellung Homosexueller bei und wurde im Februar,
post mortem, von Barack Obama mit der Presidental Citizens Medal ausgezeichnet.
Zudem ehrte ihre Heimatstadt Flushing sie und ihre Familie, indem sie eine
Straße in den „ Jeanne, Jules, Morty Manford PFLAG Way“ umbenannte.
Jeanne Manford hatte ihr
gesamtes Leben das Bild von sich und ihrem Sohn während des Marsches auf dem
Kaminsims zu stehen und war sehr stolz, dieses Foto zu besitzen.
Es hält einen der
wichtigsten Momente unserer Geschichte fest und zeigt, dass Liebe, insbesondere
die einer Mutter, stärker ist, als Hass.
liebst
Elli♥
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