Hallihallo,
Es gibt wenige Autoren die
die Gabe besitzen, in mit wenigen Seiten Prachtbauten der Erzählkunst erbauen
können. Noch weniger zählt man, die es dabei schaffen, alle, dem Mensch
bekannten Emotionen, dabei zu aktivieren und wahre Gefühlfluten unsere Herzen
durchströmen zu lassen. John Steinbeck ist einer von Ihnen.
Steinbecks 1917 erstmals
veröffentlichter Roman „Von Mäusen und Menschen“ gilt als großartiges
Meisterwerk der amerikanischen Erzählkunst und ist eines meiner
Lieblingsbücher. Es ist schmal - es
zählt nur schlappe 125 Seiten - und doch
sagt es mehr, als andere Bücher, die auch mit über 500 Seiten nichts als
inhaltslose, gefühlskalte Blätterberge sind, bei denen man nur um gefällten
Bäume trauert.
Es fällt mir nicht leicht,
über das Buch zu berichten, weil ich jedes Mal, wenn ich an daran denke, in
Tränen ausbreche. Deswegen kann ich auch einfach nicht die gesamte Handlung
erläutern, sondern werde hier die Inhaltsangabe von dtv angeben, denn schon
jetzt habe ich wieder einen Kloß im Hals. Hoffentlich ihr könnt das
entschuldigen. Ich habe selber wirklich unzählige Male probiert, eine eigene
Inhaltsangabe zu schreiben, konnte aber nie die letzten Sätze eintippen, so
sehr haben meine Hände gezittert.
George und der bärenstarke, aber
einfältige Lennie ziehen zusammen
übers Land, um sich als Erntehelfer
ein paar Dollar zu verdienen.
Ihr großer Traum ist eine eigene
kleine Farm…
(dtv)
Diese kurze Inhaltsangabe
kann nicht die Intensität und Tragik der Handlung widerspiegeln, sie lockt
schließlich nur. John Steinbeck schüttet so viele Reize für Hirn und Herz in
sein kleines Meisterwerk. Ich weine nicht oft, auch nicht nach noch so
tragischen Büchern, aber, als ich
„ Von Mäusen und Menschen“ ausgelesen hatte, habe ich geheult, bis ich keine Tränen mehr zur Verfügung hatte.
„ Von Mäusen und Menschen“ ausgelesen hatte, habe ich geheult, bis ich keine Tränen mehr zur Verfügung hatte.
Die gesamte Handlung ist
einfach nur trist und hoffnungslos, jeder noch so kleine Funken Hoffnung wird
zertreten wie ein Schmetterling mit taufeuchten Flügeln.
Trotzdem ist das Buch
einfach nur wundervoll, weil man wieder merkt, dass man ein Mensch ist, der
Mitleid für fiktive Personen empfinden kann. Unterschwellig kritisiert John
Steinbeck mithilfe seines liebevollen Dummkopfs Lennie, unsere eigene
Gefühlskälte und Ignoranz. Das ist, was mich so berührt. Diese unbändige Kraft
der Gefühle, die von diesen wenigen Seiten ausgeht, ist so elektrisierend und
anziehend. Es sprüht fesselnde Funken. Man kann das Buch einfach nicht zur
Seite legen, bis man es ausgelesen hat, obwohl man sich vor dem Ende fürchtet.
Man weiß, wie es ausgeht, hofft aber bis zur letzten Zeile.
1992 wurde das Buch
verfilmt, mit Gary Sinise als George und John Malkovich als Lennie in den
Hauptrollen. Meiner Meinung ist es eine gelungene, herzerweichende Verfilmung
und ein wahres Schmuckstück der Kinogeschichte. Alle Schauspieler spielen so
intensiv und einfühlsam, wie man es selten in unserer abgestumpften
Unterhaltungsindustrie findet. Sowohl Buch als auch Film sind absolute Juwele
menschlicher Kreativität und Empfindsamkeit und wenigstens eine Version sollte
man sich vor Augen geführt haben.
John Steinbeck, der am 27.
Februar 1902 das Licht von Salinas (Kalifornien) erblickte, wurde zu Recht
1962, sechs Jahre vor seinen Tod, mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Jeder, der „ Von Mäusen und Menschen“ gelesen und auch verstanden hat, wird mir
da zustimmen.
liebst
Elise♥
Irgendwie habe ich mich vor zwei Wochen an diesen Post erinnert, als ich bei Nina "Of Mice and Men" im Regal stehen sah und ich glaube, es gibt kaum einen Charakter, der mich bisher so sehr gerührt hat wie Lennie (obwohl ich mir John Malkovich gerade absolut nicht in der Rolle vorstellen kann, nachdem ich ihn letztens als gefühlskalten Inspektor Javert in "Les Misérables" gesehen habe). Es ist so furchtbar tragisch, was im Leben passiert, worauf wir keinen Einfluss haben und wie aus einem gut gemeinten Lächeln Dinge entstehen, hinter denen alle anderen eine grausame Fratze sehen.
AntwortenLöschenFurchtbar. Das ist wirklich ein furchtbares Buch, aber ein sehr, sehr gutes.
Alles Liebe,
Mara
Zunächst konnte ich mir John Malkovich auch nicht so wirklich als Lennie vorstellen, aber wenn man ihn im Film sieht, verwirft man diesen Gedanken sofort. Er spielt so unglaublich gefühlvoll und hatte mich schon in den ersten Sekunden mit seinem naiven Lächeln gefangen. Schon wenn ich nur daran denke, kommen mir wieder die Tränen in die Augen und mein Magen verkrampft sich. Wie kann ein so schmales Buch nur so grausam gut sein?
Löschenliebst
Ellie