Hallihallo,
Seit
wir Menschen mit dem aufrechten Gang unseren Horizont erweitert
haben, streben wir entfernte, fantastische Welten an. Wie Vögel
möchten wir fliegen und noch höher und schneller. Besonders die
unbekannten Weiten des Nachthimmels üben eine magische
Anziehungskraft auf uns aus, die noch stärker ist, als die, mit der
uns die Erde halten will. Mit der Mondlandung 1969 erreichten wir
unser erstes Ziel und schöpften Mut und Kraft für das was da im All
noch auf uns wartet. Mittlerweile wird schon die erste Besatzung für
eine Marsexpedition zusammengetrommelt, die ihr Leben auf Mutter Erde
hinter sich lässt, um mutig zu dem Planeten zu fliegen, wo ja
angeblich die Männer herkommen sollen. Was uns dort erwarten wird,
liegt zwar in den Sternen, im Jahre 1950 skizzierte der Godfather der
Kurzgeschichten Ray Bradbury jedoch schon einmal vorfristig einen
möglichen Werdegang der Erdlinge auf dem Mars.
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Ray
Douglas Bradbury wurde am 22. August im komisch klingenden Örtchen
Waukegan in den USA als Sohn des Amerikaners Leonard Spaulding
Bradbury und der Schwedin Ester Moberg Bradbury geboren. Seine
Kindheit verbrachte er in der typischen Idylle einer amerikanischen
Kleinstadt, die auch in vielen seiner Kurzgeschichten erwähnt und
ausgeschmückt wird. Schon früh las er am liebsten Geschichten aus
der Science Fiction und Fantasy - Abteilung und wurde großer Fan
des französischen Schriftstellers Jules Vernes.
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Seine Liebe zu
diesem Genre war so groß, dass er als er einmal überstürzt seine
gesamte Sammlung an Comics und Science Fiction-Büchern wegwarf, weil
ein Freund sich darüber lustig gemacht hatte, er sich am nächsten
Tag fühlte, als wäre sein Herz gebrochen, weil er so einen
schrecklichen Verrat an seinen besten Freunden begangen hatte, sodass
er seine Sammlung sofort reanimierte.
1934
zog die Familie dann nach Los Angeles um und so festigte Sohn Ray
endgültig seinen Berufswunsch. Schon mit 12 Jahren wusste er, dass
er unbedingt Autor werden wollten, um so seine fiktiven Helden
unsterblich zu machen. Als Teenager war er Teil der Theatergruppe
seiner High School und befreundete sich so auch mit späteren
Hollywoodgrößen. Eigentlich wollte Ray dann nach seinem
Schulabschluss 1938 studieren gehen, aber da das Geld in der Zeit der
großen Depression rar beziehungsweise nicht vorhanden war, ging er
stattdessen in die Bibliothek. Später wird er sagen, dass
Bibliotheken ihn großgezogen hätten, da er sie zehn Jahre lang drei
Tage in der Woche besucht hätte und dort bis spät in die Nacht
gesessen und gelesen hätte.
1947
heiratete er dann Maguerite, mit der er vier bezaubernde Töchter in
den folgenden Jahren bekam, denen er als liebender Vater am
allerliebsten als Gutenachtgeschichte den Horrorklassiker > Der
Hund von Baskerville< von Sir Arthur Conan Doyle vorlas.
Bis
1950 veröffentlichte er immer wieder Kurzgeschichten, der große
Wurf gelang ihm aber erst mit dem in Erzählungen eingeteilten Roman
> Die Mars-Chroniken<.
Bis
zu seinem Tod am 5. Juni 2012 schrieb und veröffentlichte Ray
Bradbury 13 Bücher und tausenden von Kurzgeschichten. Für sein
überragendes Lebenswerk erhielt der Mann, der auch mit Gene
Roddenberry ( dem Erfinder der fantasischen Serie > Star Trek<)
befreundet war erhielt er unzählige Preise und einen Stern auf dem
Hollywood Walk of Fame und 2007 auch verdienterweise den
Pulitzerpreis.
Kostenpunkt: 10,90€ |
>
Die Mars-Chroniken< starten an einem Tag im Januar im Jahre 2030.
In einer Kleinstadt schmilzt plötzlich der Schnee und am Himmel
steigen rosa Wölkchen hervor. Für einen Moment wird es in der Stadt
Sommer. Raketensommer. Einen Monat später träumt die Marsianerin
Ylla von einem großen Mann der mit einer Rakete kommt und sie
küsst. Sie weiß noch nicht, dass in ein paar Monaten schon ihre
Jahrhunderte alte Rasse fast vollständig ausgestorben sein wird –
wenn die erste Rakete von der Erde auf dem Mars landet. Es müssen
aber erst noch vier weitere von ihnen folgen, bis der Mensch den
Planeten erobert hat, da die vorherigen Besatzungen allesamt auf
unterschiedliche wie tragische Weise ums Leben kommen. Dann aber
kommen die Menschen doch.
Sie
kommen um sich fern von der heimatlichen Erde ein neues Leben
aufzubauen, da ihres unten auf dem blauen Planeten von zunehmenden
Krisen und Säbelrasseln heimgesucht wird. Sie kommen zu Tausenden
und verformen und entstellen den Mars so wie es ihnen beliebt bis auf
dem Heimatplaneten plötzlich der Krieg ausbricht und jedes Fleckchen
Erde in Feuer und Rauch untergeht. Hieß es damals noch „ Es gibt
Arbeit für dich am Himmel – Komm auf den Mars!“ so hallen nun
durch alle Gassen und Köpfe zwei Wörter – „ kommt heim!“. Bis
auf ein paar hartgesottene oder hoffnungslose Individuen verschwinden
alle Erdlinge und lassen dabei einen zerstörten, toten Planeten
zurück. Im Oktober 2057 bricht dann die Chronologie endgültig ab.
>
Die Mars-Chroniken< halten facettenreich den Aufstieg und Zerfall
eines Menschheitstraum fest und fassen so den Werdegang des Menschen
auf. Sind die so schweren Anfänge noch zukunftsweisend und
revolutionär, so wird bald klar, dass der Mensch immer Mensch
bleibt, egal wo er ist. Die vielen Einzelgeschichten sind zwar
miteinander verstrickt, stehen aber allesamt für sich selbst ein und
erzählen von Individuen und grundlegenden Fragen der Menschheit. So
gibt es einen Pfarrer, der sich in der Pflicht sieht, die sündigen
Ureinwohner des Planeten zu konvertieren und muss schließlich doch
erkennen, dass diese sich schon vor Jahrhunderten von ihrer leblosen
Hülle gelöst haben um als blaue Lichtkugeln frei von Sünde zu
leben. Ein anderer Marsianer, der die Form einer verstorbenen,
geliebten Person annehmen kann, wird solange von allen möglichen
Menschen in Anspruch genommen, bis er erschöpft zusammenbricht und
stirbt.
So
viele Geschichten erzählen vom Alltag, dem Fortschritt und dem
parallel verlaufenden Verfall ohne dabei zu werten. Der Leser muss
selbst seine Erkenntnis erlangen, wenn er von einem völlig
automatisiertem Haus liest, das trotz Verlust seiner menschlichen
Besitzer einfach den normalen Tagesablauf weiter Punkt für Punkt
abarbeitet, dass es fast schon tragisch ist, wenn der Herd die
abgezählte Menge Frühstück auf den Küchentisch zaubert, die dann
erkaltet weggeworfen werden muss.
So
viele Themen, Ängste und Hoffnungen an die Zukunft werden behandelt
ohne wirklich besprochen zu werden. Es gibt eine Anekdote, die
besagt, dass Ray Bradbury den gesamten Roman in einer Nacht von voll
beschriebenen Servietten mit der Schreibmaschine abgeschrieben und
vervollständigt hätte. Ob das war ist, weiß wohl nur er selbst,
aber wahr ist, dass ihm mit dem Roman > Die Mars-Chroniken< ein
Meisterwerk gelungen ist, dass zu den Klassikern des Sciene-Fiction
gilt, obwohl er es selbst nie in dieses Genre pressen wollte. Im
Vorwort bezeichnet er seine Kurzgeschichten selbst als Mythen, die
eben auf für den Mars umgewandelt wurden, lokal und zeitlich jedoch
eigentlich unbestimmt und daher unsterblich sind. Sein Kindheitsziel,
Helden zu schaffen, die dem Tod entrinnen können indem sie auf
Papier festgehalten werden, hat er also erreicht.
liebst
Elli♥
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