Ich habe so das Gefühl, dass das Thema Mobbing über die letzten Jahre hinweg unglücklicherweise ziemlich oft zur Sprache kommt. Durch die neuen Medien ist es erschreckend einfach geworden, andere Menschen zu verletzen. Die Anonymität des Internets macht es möglich, dass Hass völlig frei entfaltet werden kann, ohne dass man sich ansieht. Diese Entwicklung ist verheerend und für einige Opfer, dieser zunehmend psychischen Gewalt sogar tödlich.
Ich schätze, ich bin nicht in der Lage, hier irgendwelche Predigten zu halten, insbesondere, weil überall Tipps und Tricks zum Thema Mobbing - an wen man sich wenden muss, wenn einem so etwas wieder fährt und das alles. Es hört sich jetzt wahrscheinlich sehr grobschlächtig und gefühllos an, wenn ich sage, dass ich diese "Tipps" absolut sinnfrei finde, einfach aus dem Grund, weil es eigentlich zum gesunden Menschenverstand gehören sollte, keine Menschen zu quälen. Und das ich mir solche Ratgeber durchlesen muss, um das zu checken, zeigt doch eigentlich nur, wie arm und verkümmert mein Herz sein muss.
Die Autorin Amanda Maciel hat sich das Thema Mobbing für ihr Debüt
>Das wirst du bereuen< ausgesucht und es mal von einer anderen Seite beleuchtet. Ihre Protagonistin Sara ist nämlich nicht das Opfer der Geschichte, sondern Täterin.
Sara und Brielle sind beste Freundinnen, beide siebzehn und normale ( und ein wenig klischeehafte) Teeniemädchen. Sie gehen zur Highschool und eigentlich wäre ihr Leben perfekt - wäre da nicht Emma.
Emma Putnam ist ein Jahr jünger als die Beiden und neu auf Saras Highschool. Sie ist wunderhübsch und hat einen unheimlichen Schlag bei den Jungen in Saras und Brielles Jahrgang. Und hier beginnt erst richtig die Story.
Das Buch selbst steigt schon zu dem Zeitpunkt ein, als schon alles zu spät ist. Sara ist im Gespräch mit ihrer Anwältin, die so gut es geht, versucht, ihre Mandantin vor einem Gerichtsverfahren zu bewahren, das ihr möglicherweise bevorsteht, da sie im Verdacht steht, ihre Mitschülerin Emma in den Selbstmord getrieben zu haben.
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Man erfährt, dass Emma mit eigentlich allen Jungen aus Saras und Brielles Jahrgang, nun, die Nacht verbracht hat, was den beiden Freundinnen sehr missfällt. Sie schmieden Pläne, um Emma zur Schau zu stellen und werden dabei immer gemeiner. Brielle ist hierbei immer sehr eifrig, Sara jedoch hegt manche Zweifel - bis Emma ihr ihren Freund Dylan ausspannt. Danach geht die Hetze der Mädchen erst richtig los. Schlussendlich hält Emma dem nicht mehr Stand und nimmt sich das Leben.
Eigentlich ist an dieser Stelle Schluss. Eigentlich.
Danach geht nämlich Saras Leidensweg los. Sie ist ständig in den Medien und wird von ihren Mitmenschen seit Emmas Tod geächtet. Auch muss sie jetzt fast täglich zu ihrer Anwältin und zu ihrer Therapeutin. Zudem erkennt sie, wer ihre wahren Freunde sind und wer sie eigentlich die ganze Zeit über nur ausgenutzt hat. Sara findet in dem düsteren Carmicheal jedoch einen neuen Freund, der sie vorurteilsfrei mag und respektiert, obwohl er von Emmas Tod und ihren Umständen weiß. Das Thema Mobbing wird also aus einem völlig anderem Blickwinkel betrachtet.
Irgendwie konnte ich mit >Das wirst du bereuen< nicht ganz warm werden.
Irgendetwas hat mir einfach bei dem Buch gefehlt, obwohl ich nicht mal genau sagen kann, was.
Sara ist einfach eine ziemlich flache Figur, halt ein klischeehaftes Teeniemädel. Sie muss einem immer erzählen was sie gerade trägt und bedauert dann, dass sie schon wieder vergessen hat, sich einen Pullover anzuziehen, obwohl ihr schon die Hälftes des Buches über immer, also wirklich immer, kalt ist. Sie zeigt keinerlei Reue, auch bis kurz vor der Verhandlung und fühlt sich selbst als Opfer. Sara ist der festen Überzeugung, dass Emma die alleinige Schuld, was ihren Tod und was das Mobbing von Seiten Saras und Brielles betrifft und nimmt somit eigentlich Brielle und die vielen Jungen, die ja alle freiwillig mit Emma unter die Bettdecke geschlüpft sind, in Schutz. Sie ist von Brielle abhängig, was Sara als tiefe Freundschaft deutet. Und dann ist da noch diese Sache mit Dylan, ihrem supergeilen Boyfriend, die ich jetzt nicht vorweg bringen möchte, für die, die das Buch lesen möchten. Ich konnte darüber jedenfalls nur meinen Kopf schütteln.
Gut fand ich, wie schon oben erwähnt, die Zeitsprünge. Die waren echt gut platziert und man wollte sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wissen, wie es weitergeht.
Das Ergebnis dieser Zeitsprünge war schlussendlich jedoch ernüchternd.
So viel bleibt offen und meiner Meinung nach ist das Ende auch zu zuckrig und idyllisch für so ein bedrückendes Thema. Die ganze Sache hat für Sara und ihre Mitpeiniger schlussendlich keine Konsequenzen.
Auch hätte ich mir persönlich gewünscht, dass man eben noch etwas über Emma erfährt, also wieso sie eine Schlampe geworden ist, da im Buch immer nur kurz angeschnitten wird, dass sie in Therapie ging. Nun wieso? Das hätte mich schon interessiert.
Das Thema hat unheimliches Potenzial und die Geschichte selber ist anfangs auch wirklich interessant, aber irgendwas fehlt mir einfach. > Das wirst du bereuen< kratzt an der Oberfläche, scheint sich aber nicht zu trauen, ein wirkliches Statement zu Thema Mobbing abzugeben.
liebst
Elli♥
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