Hallihallo,
Ich gebe es zu – dieses Buch
habe ich rein zufällig entdeckt und ehrlich gesagt auch nur wegen dem Titel
gekauft. Ich habe es neulich beim Stöbern auf Amazon gefunden und musste es
einfach bestellen. Als es dann vor zwei Tagen endlich ankam, habe ich mich
tierisch gefreut und sofort angefangen zu lesen. So habe ich es geschafft, das
ganze Buch nach zwei Tagen (also insgesamt mit Pausen und Schlafen, ne)
ausgelesen zu haben und freue mich deshalb jetzt darauf euch von meinem Leseabenteuer
zu berichten. Es folgt also eine kleine Rezension, die länger wurde als
zunächst geplant.
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Kostenpunkt: 14, 99 € |
In Ich und Earl und das sterbende Mädchen geht
es, wie der unscheinbare Titel vielleicht schon verraten könnte, um einen
Hauptprotagonisten, dessen Freund Earl und ein sterbendes Mädchen. (Man wer
hätte das gedacht?)
So wenig vielversprechend
der Titel auch anmuten mag, er passt einfach zum restlichen Buch. Nicht weil
die Story so einfallslos ist, sondern weil es genau der Titel wäre, den Greg
Gaines (besagter Hauptprotagonist und Ich-Erzähler) für das Buch gewählt hätte.
Greg Gaines ist nämlich ein stinknormaler
17jähriger, der zur Highschool geht und versucht sein Leben so zu meistern, wie
er eben auch die Schule meistert – indem er ja nicht wirklich auffällt und sich
aus allem raus hält. So ist er bei allen Highschoolklischeegrüppchen bekannt,
aber bei keiner richtig eingespannt. Die einzige Person, mit der er ein wenig
mehr zu tun hat ist Earl Jackson, den Greg aber auch nicht als Freund sondern
eher als Arbeitskollege bezeichnet, da die beiden zusammen, mehr schlecht als
recht laienhafte Filme drehen und darauf eben ihre Beziehung basiert.
Gregs relativ ruhiges Leben
wird am ersten Schultag in der Abschlussklasse zerrüttet, als seine Mutter ihm
berichtet, dass Rachel Kushner, eine seiner „Exfreundinnen“ an Leukämie
erkrankt ist und ihn daraufhin bittet Rachel, die sich selbst schon aufgegeben
hat, aufzumuntern.
Jetzt denkt man sofort an
dieses kitschiges >unheilbar an Krebs erkrankter Jugendlicher entdeckt noch
einmal die Freuden des Lebens und lernt dabei seine große Liebe kennen<
-Thema, dass spätestens nach Das
Schicksal ist ein mieser Verräter vom Godfather of Jugendliteratur John
Green nicht nur kitschig sondern auch noch ein böser Abklatsch ist, der mit dem
Tod bestraft wird, aber diese Ambitionen hat Ich und Earl und das sterbende
Mädchen auch gar nicht. Eher im Gegenteil. Das Buch greift das Thema
teilweise schon sarkastisch auf.
Greg selbst macht schon am
Anfang deutlich, dass er keinerlei Erkenntnisse durch seine Zeit mit Rachel und
ihrer Krankheit erlangt hat und rät dem Leser oft auch mitten im Lesen, das
Buch einfach wegzulegen, weil es, seiner Meinung nach so schlecht ist.
Er ist eben ein ganz
normaler Junge mit keinerlei philosophischen Ansprüchen an den Leser und
schwängert deshalb auch nicht die Handlung unnötig mit detaillierten Berichten
darüber, wie der Krebs Rachel langsam aber sicher zerstört, da er ja weiß, dass
er nichts daran ändern kann.
Auch nimmt er schnell
vorweg, dass er weder mit Rachel eine schnulzige Liebesbeziehung eingeht, noch
dass eine Wunderheilung erfolgt und Greg glücklich vereint mit Rachel alt wird.
Das einzige, was er und sein
Kumpel Earl für sie tun können, ist sie mit einem selbstgedrehten Film
aufzuheitern, da Rachel die einzige Person ist, die die Filme der Jungen
wirklich gut findet.
Aber auch hier macht Greg
der ganz normal verkorkste Alltag einen Strich durch die Rechnung. Sie drehen
viele unterschiedliche, grottenschlechte Filme, die sie zu einem zusammen
schneiden und erst nach Rachels Tod fällt Greg ein, dass sie eigentlich ihre
Zeit damit vergeudet haben und es besser gewesen wäre, Rachel selbst für die
Nachwelt festzuhalten.
Schlussendlich konnte der
Film Rachel nicht retten. Greg und Earl müssen trotzdem weiter leben und was
bleibt ist die ernüchternde Erkenntnis, dass sie zu keiner tiefgründigen
Erkenntnis gelangt sind.
Was mich an diesem Buch so
gefesselt hat, ist, wie mit dem Thema Krebs in diesem Fall umgegangen wurde. Es
wird weder glorifiziert noch hoch dramatisch und langatmig beschrieben aber
auch nicht als lapidar abgetan. Vielmehr versucht das Buch durch Sarkasmus zu
sensibilisieren, so komisch das jetzt auch klingt.
Dadurch dass Greg eben so
ein normaler Typ ist, der ins Kalte Wasser geworfen wird, hat er keine
wirkliche Ahnung, wie er sich verhalten soll und erscheint dadurch recht
unsensibel und makaber. Greg repräsentiert einfach die Normalsterblichen unter
uns, die versuchen, so gut es geht, etwas zu bewirken, ohne dabei im Schwall
Lebensweisheiten aus Glückskeksen und vieldeutige Sätze, die zum Nachdenken
anregen sollen, von sich geben.
Schlussendlich steht man im
Kampf, den man nur verlieren kann schließlich doch nur vor einem
Scherbenhaufen, ob man nun zuvor geschwafelt hat, oder eben nicht. Und doch
muss das Leben weiter gehen, ob man will oder nicht.
Da ich selbst jetzt schon
ziemlich viel geschwafelt habe, versuche ich mich kurz zu fassen. Jesse Andrews
ist mit Ich und Earl und das sterbende Mädchen wirklich eine Glanzleistung als Debütroman gelungen. Er wird jetzt
sogar schon mit John Green verglichen obwohl ich sagen muss, dass man die zwei
nicht miteinander auf eine Stufe stellen kann. Schon weil Mr Andrews erst ein
Buch geschrieben hat, aber das soll jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann
euch aber
Ich und Earl und das sterbende Mädchen wirklich ans Herz legen, weil es nicht nur vom Thema
her der Hammer ist und zugleich irrsinnig komisch und doch tief berührend ist.
Auch die Kaptitelbezeichnungen, die wunderbar schrulligen Charaktere und die,
wie in einem Filmskript, vereinfachten Handlungsstränge und Dialoge sind
herrlich. Das Buch lohnt sich wirklich.
Kleiner „Funfact“ (…nicht)
zum Schluss: Jesse Andrews ist als Autor leider noch so unbekannt, dass es
keinen Wikipediaeintrag zu ihm gibt und, wenn man den armen Mann doch mal
googeln sollte, der Eintrag einer Pornodarstellerin mit demselben Namen
angezeigt wird. Das wollte ich euch jetzt nicht vorenthalten und zieht
natürlich den vorherigen, mit Hirnschmalz angereicherten Text wieder auf eine
intellektuelle Tiefebene aber hey!
liebst
Elli♥
- Herrje ist das viel
geworden. Entschuldigung -